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Kultur: Meine Gitarre und ich

Seattle - Synonym für die Gähnera-, entschuldigung, Generation X, oder zumindest deren musikalische Auswüchse.Anfang der neunziger Jahre durch den Erfolg von Bands wie Nirvana und Hole als Creativepool der Grunge-Szene und als hartes Gegenstück zur TripHop-Metropole Bristol in die Annalen der Popgeschichte eingegangen, steht die eher unspektakuläre US-Westküsten-Stadt immer noch hoch im Kurs: wenn es darum geht, Jugend, Initiation und Musik auf einen knackigen Nenner zu bringen.

Seattle - Synonym für die Gähnera-, entschuldigung, Generation X, oder zumindest deren musikalische Auswüchse.Anfang der neunziger Jahre durch den Erfolg von Bands wie Nirvana und Hole als Creativepool der Grunge-Szene und als hartes Gegenstück zur TripHop-Metropole Bristol in die Annalen der Popgeschichte eingegangen, steht die eher unspektakuläre US-Westküsten-Stadt immer noch hoch im Kurs: wenn es darum geht, Jugend, Initiation und Musik auf einen knackigen Nenner zu bringen.So auch in "Slaves to the Underground" von Kristine Peterson - einem Film der sich dem Thema "Wie finde ich meinen Platz in der Gesellschaft?" auf eine allzu bekannte Weise zu nähern versucht.

Als Ausgangspunkt wählt die Regisseurin eine Band, genauer eine grungige Frauenband, mit explizit feministischem Ansatz.Der Plot: Die lesbische Sängerin Suzy, die Frauenaktivistin in New York werden möchte und schon mal mutmaßliche Date-Raper (Rendezvous-Vergewaltiger) eigenhändig zusammenschlägt, ist mit der zarter besaiteten Shelley (einsamer Lichtblick des Films: Molly Gross) zusammen, der Gitarristin, die sich eigentlich viel wohler fühlte, wenn sie Folksongs in Tracy Chapman-Manier ("Nur meine Gitarre und ich") sänge.Und da gibt es auch noch Shelleys Ex-Freund Jimmy, der versucht, ein Fanzine aufzuziehen.Shelley, zwischen Frauenpower und gutem Sex mit Jimmy hin und hergerissen, entscheidet sich für letzteres und fliegt als "Verräterin" aus Band und Wohnung.Und das vor dem einen entscheidenden Auftritt.

Glaubt man Peterson, so ist das Setting namens Seattle kein Zugeständnis an den (verblassenden) Hype der Stadt, sondern Zufall - sie ist dort aufgewachsen.Kein Zufall ist ihr inflationärer Gebrauch der Kult-Klaviatur: wackelige Video-Einspielungen, eingeschobene Einzelinterviews, in denen die Protagonisten ihre Lebensängste und -wünsche gewollt individuell zum Ausdruck bringen, und mit jeder Menge gerauchter Zigaretten und verzehrtem Fleisch signalisierte Anti-Correctness.

Da Peterson aber andererseits grobe Klischee-Fallen knapp, aber klar umschifft, macht der Film in seinen besten Momenten, durch originelle Dialoge und der selten aufblitzenden Situationskomik, richtig Spaß.Insgesamt aber hat man das Gefühl, den Film schon einige Male gesehen zu haben.

Broadway, Hackesche Höfe, Odeon

TOBIAS RIEGEL

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