zum Hauptinhalt

Kultur: Mendelssohn-Schumann-Marathon: Überraschungssieger

Ein kulinarisches Gesamtkunstwerk: Kammermusik serviert von den philharmonischen Solistenensembles, zwischendurch Reibeplätzchen oder rheinische Schnippelbohnensuppe. Denn im Rheinland wirkten Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann, denen dieser Konzertmarathon gewidmet war.

Ein kulinarisches Gesamtkunstwerk: Kammermusik serviert von den philharmonischen Solistenensembles, zwischendurch Reibeplätzchen oder rheinische Schnippelbohnensuppe. Denn im Rheinland wirkten Felix Mendelssohn Bartholdy und Robert Schumann, denen dieser Konzertmarathon gewidmet war. Neben Sitzfleisch ist Bewegung angesagt: Vom Saal zum Foyer, wo Studierende der Hochschule für Musik Duette singen, wieder zurück zu Rainer Cadenbach, der mit dem Vortrag "Fruchtbäume in Frühling und Herbst" die jeweilige Eigenart der Komponistenfreunde zu umreißen versucht. So hält man, fitnessgestählt im Kampf um die besten Plätze, die 17 Programmblöcke spielend durch, zollt noch um 23.30 Uhr Mendelssohns Oktett op. 20 - in der Darbietung durch das Breuninger-Quartett und einer erlesenen Konzertmeister-Riege - enthusiastischen Beifall.

Mendelssohn ist der Überraschungssieger dieses Laufs zur Blauen Blume, gerade mit kaum je zu hörenden Werken: Da bringt einen die Klarinettensonate Es-Dur des Vierzehnjährigen mit bockigen Sprüngen und verqueren Akzenten zum Schmunzeln und berührt doch tief im wehmütig verlorenen, Klezmer-Ahnungen bergenden Andante. Skurriler noch das Konzertstück für Klarinette, Bassetthorn und Klavier op. 114, voll derber Farben und wahnwitzig-virtuoser Passagen. Selbst das bekannte Klaviertrio d-moll op. 49 verblüfft in des Meisters eigenwilliger Bearbeitung für Flöte, der Andreas Blau einen kühlen "Passionston" verleiht, während die Pianistin Cordelia Höfer vor Leidenschaft nur so schäumt. Und sechs "Lieder ohne Worte" verströmen unter den glasklar gestaltenden Händen Alexander Malters so zart-elegischen und eleganten Charme, dass man sich fragt, wie diese kleinen Juwelen bloß in die Biedermeier-Mottenkiste gelangen konnten.

Fast sprachlos steht Schumann mit "Stücken im Volkston" und "Märchenbildern" neben dem eloquenten Freund. Treffend benennt dies Wolfgang Rihm in seiner verstörenden Schumann-Adaption "Fremde Szene III". Wo Mendelssohn "ohne Worte" spricht, greift Schumann zum Melodram. "Schön Hedwig" und "Ballade vom Heideknaben" sind Fundstücke, denen Hans-Jürgen Schatz und der wild wühlende Holger Groschopp am Klavier wohliges Gänsehaut-Flair verleihen. Schönste Aussichten für den Beethoven-Marathon nächstes Jahr!

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false