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Kultur: Messe, Galerie, Besenkammer Eine Diskussion über

den Kunststandort Berlin.

Ein Staatssekretär ist in der Realität angekommen. „Berlin braucht keine Kunstmesse mehr“, erklärt André Schmitz beim Verein Berliner Kaufleute und Industrieller (VBKI). Der hat zur Podiumsdiskussion unter dem Titel „Kunstmarkt Berlin – keine Chance auf die erste Liga?“ in die Fasanenstraße eingeladen.

Das klingt provokant und birgt mehr Sprengstoff, als es die Teilnehmer anfangs ahnen lassen. Neben Schmitz sitzen da der Sammler Christian Boros, der Galerist Martin Klosterfelde, Jutta Nixdorf vom Auktionshaus Christie’s und Marek Claaßen von der Internet-Plattform Artfacts. Und Peter Raue moderiert. Als das im Herbst abgesetzte Art Forum zur Sprache kommt, ist die schmerzhafte Frage wieder da: Weshalb gelingt Berlin eigentlich keine umsatzstarke Kunstmesse?

Boros rät der Stadt, auf ihr Potenzial zu schauen. Als Beispiel nennt der Werbemann den Immobilien-Leerstand: „Laden Sie internationale Galerien ein. Aber nicht in die Besenkammern einer Messe, sondern an interessante Orte!“ Statt einer erwarteten Wiederauflage des Art Forums präsentiert Schmitz als rettende Idee die Berlin Art Week, um den schwächelnden Herbsttermin wieder zu stärken. Schließlich hat es lange gebraucht, um die zweite Herbstwoche im Terminkalender der Sammler, Kuratoren und Künstler zu verankern. Statt des Art Forums wird es die private Verkaufsausstellung abc (art berlin contemporary) und die Preview geben. Letztere fand stets zeitgleich zum Art Forum statt, als „Satellitenmesse“. Außerdem erhalten die Berlinische Galerie, die Kunst-Werke und die Nationalgalerie noch in diesem Jahr 500 000 Euro und 2013 sogar das Doppelte, damit sie parallel zur Messe mit Ausstellungen glänzen können.

Vor nicht einmal drei Monaten klang das noch anders. Ende Februar hatte der Verband der Berliner Galerien die Ergebnisse einer Umfrage vorgelegt, nach der zahlreiche Berliner Kunsthändler für eine Wiedererweckung des Art Forums plädierten. Schmitz versprach damals, nach einem Macher Ausschau zu halten. In der vergangenen Woche wurde offensichtlich klar, dass sich mit den verfügbaren Finanzen kein attraktives Art Forum stemmen lässt. Mit der Berlin Art Week kommt nun die kleine Lösung, nachdem sich Klaus Wowereit als Kultursenator und Regierender in Personalunion schon einmal mit einer neuen Kunsthalle verhoben hatte.

Diesmal folgt die Kulturverwaltung der Szene, die mehr Geld für die ansässigen Institutionen fordert und eine Stärkung jener Messe wünscht, die nach dem Art Forum den besten Ruf genoss. Und doch hält sich das Gerücht, dass eine internationale Messegesellschaft ante portas stehe mit Plänen für eine neue Messe ab 2013. Das dürfte bittersüß für Berlin sein, denn in manchen Situationen muss sich die Stadt offenbar weiter auf Hilfe von außen verlassen. Christiane Meixner

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