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Am Kupfergraben schließt die James-Simon-Galerie direkt an das Pergamonmuseum an.

© Ute Zscharnt

Milliardenprojekt Museumsinsel : Termine und Zahlen sind Schall und Rauch

Nichts ist jemals im Zeit- und Kostenplan geblieben bei der Sanierung der Museumsinsel. Das Pergamonmuseum ist das neue unrühmliche Highlight.

Ein Kommentar von Bernhard Schulz

Von 1910 bis 1930 dauerte der Bau des Pergamonmuseums. Zwanzig Jahre sind eine lange Zeit, in der aber auch der Erste Weltkrieg und die anschließende Revolution unterzubringen waren. Die Grundsanierung des Bauensembles mitten in Frieden und Wohlstand wird, wenn sie denn nach neuesten Angaben 2037 beendet sein soll, an die vierzig Jahre gedauert haben, gerechnet vom Architekturwettbewerb für den „4. Flügel“ entlang des Kupfergrabens im Jahr 2000.

Nichts, aber auch gar nichts hat Bestand an Terminen und Zahlen, wenn es um die Museumsinsel geht. Erinnert sich noch jemand an Bundeskanzler Gerhard Schröder, der 1999 vor der restaurierten Alten Nationalgalerie erklärte, „Der rasche Wiederaufbau der Museumsinsel ist eine Aufgabe, der wir uns gerne stellen?“ Die Summe, die ihm dabei vorschwebte, schien damals gewaltig; und doch müsste sie wie ein schlechter Scherz wirken angesichts der Zahlen, an die wir uns in den allerdings 24 Jahren seither gewöhnt haben.

Am Montag wurde nochmals bekräftigt, dass allein das Pergamonmuseum mit 1,2 Milliarden Euro zu Buche schlägt, nach gegenwärtigem Preisstand, aber projiziert auf ein Fertigstellungsdatum von 2037. Und das nach einem Wettbewerbsentwurf aus dem Jahre 2000?

Dass es so lange dauert, ist nicht des damaligen Architekten Schuld, er starb hochbetagt 2007. Als die Planungen sich konkretisierten, war von 2018 die Rede. Irgendwann wurde daraus 2025, dann zogen sich auch die beiden Bauabschnitte immer weiter auseinander. Die Kosten desgleichen: Einst wurden 430 Millionen Euro Gesamtkosten bewilligt, doch bereits 2017 stellte sich heraus, dass der zweite Bauabschnitt mit Südflügel und Passarelle glatt drei Mal so teuer würde wie ursprünglich angepeilt. Ergab eine Gesamtsumme von 800 Millionen. Nun liegt diese Zahl nochmals um 50 Prozent darüber.

Gerhard Schröder, der sich mit Detailrechnungen nie lange aufhielt, warf damals die Zahl von einer Milliarde in die Runde. Für die Sanierung der gesamten Museumsinsel! Mit welchem Faktor diese Zahl multipliziert werden muss, werden erst künftige Generationen ermessen. Wenn nämlich auch das Alte Museum von Schinkel restauriert sein wird. Das steht noch aus und wird einmal ein ganz dicker Brocken.

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