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Kultur: Müder Krieger

schaut dem langen Abschied Christian Thielemanns zu Morgen, hat er gesagt, entscheidet sich alles. Wenn der Kultursenator dem Orchester der Deutschen Oper nicht ein paar Millionen mehr rüberschiebt, will Christian Thielemann hinschmeißen.

schaut dem langen Abschied Christian Thielemanns zu Morgen, hat er gesagt, entscheidet sich alles. Wenn der Kultursenator dem Orchester der Deutschen Oper nicht ein paar Millionen mehr rüberschiebt, will Christian Thielemann hinschmeißen. Das ist endlich mal ein Wort – in einer Auseinandersetzung, die mittlerweile schon so lange dauert wie der trojanische Krieg. Der Krieger ist müde und will auf große Fahrt gehen – und den iliadischen Belagerungszustand gegen eine Odyssee zu den Orchestern der Welt eintauschen.

Einmal abgesehen vom Medienrummel würde sein Abgang allerdings kaum auffallen. Während Erzrivale Daniel Barenboim sich wenigstens noch mal zum Ende der Spielzeit für drei Vorstellungen von „Moses und Aron“ an seinem Haus blicken lässt, hat Thielemann seine bescheidenen Berliner Saisonverpflichtungen längst erfüllt. Stattdessen steht ein möglicher Nachfolger schon vor der Tür: Marc Albrecht hat sich zwar gerade an die Straßburger Oper gebunden, gilt aber dennoch hausintern als Wunschkandidat für die Thielemann-Nachfolge. Am 25. Mai dirigiert er Strauss’ „Salome “. Bis dahin spielen Dirigenten an der Deutschen Oper allerdings nur eine Nebenrolle: In Donizettis „Lucia di Lammermoor“ reißt Belcanto-Diva Edita Gruberova das Publikum zu beispiellosen Jubelstürmen hin (17. u. 21.5.), in Massenets „Werther“ ist die kontroverse Inszenierung von Regie-Jungstar Sebastian Baumgarten die Hauptattraktion (16., 19. u. 22.5.).

Und was den müden Helden angeht: Wer Homer kennt, weiß, dass er irgendwann zurückkommen wird.

Jörg Königsdorf

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