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München: "Ball der Künste" mit Nagano, Ferry & Co.

Die Preise sind ebenso hoch wie die Erwartungen. Fast 1000 Euro muss man berappen, um ein Ballsaal-Ticket inklusive Menü und Getränkeauswahl für den ersten Münchner Opernball an diesem Freitag zu ergattern.

München - Für die zuweilen astronomischen Preise wird den Gästen des von der Bayerischen Staatsoper ins Leben gerufenen "Balls der Künste" im Münchner Haus der Kunst ein exquisites Programm geboten. Kein Geringerer als der Wahlmünchner und neue bayerische Generalmusikdirektor Kent Nagano wird mit seinem Staatsorchester zum Tanz aufspielen. "Unser Ball soll an die Tradition der legendären Münchner Künstlerbälle erinnern, zugleich aber etwas völlig Neues werden", sagt Nagano. "Wir wollen die Grenze zwischen Publikum und Bühne aufheben. Das Publikum wird selbst die Bühne sein."

Die riesigen, von Adolf Hitlers früherem Lieblingsarchitekt Paul Ludwig Troost gebauten Räume des einstigen "Hauses der Deutschen Kunst" an der Prinzregentenstraße werden für den Ball völlig leer geräumt. Das britische Künstlerduo Gilbert & George wird die Säle dann mittels "hochmoderner Projektionstechnik" virtuell dekorieren.

Für Glamour und Unterhaltung sorgen Jazz-Legende Coco Schumann, Bryan Ferry, die Opernstars Vesselina Kasarova und Ramón Vargas sowie das Bayerische Staatsballett und die SWR-Bigband. ZDF-Moderatorin Karen Webb moderiert das Tanzvergnügen, das bis in die Morgenstunden dauern soll. Höhepunkte des Programms werden auch vom großen Ballsaal in kleinere Säle und Lounges übertragen.

"Die Ballkultur in Deutschland lebt wieder"

München könne einen hochkarätigen Ball sehr gut gebrauchen, meint Prinzessin Ursula von Bayern, die neben TV-Moderatorin Nina Ruge im Ballkomitee sitzt. "Das hat uns hier in München lange gefehlt." Der Ball richte sich aber nicht nur an Münchner, sondern ein "internationales Publikum". Dass das Fest im "Haus der Kunst" stattfindet und nicht im Nationaltheater, hat übrigens einen simplen Grund: Die Sitze im Parkett lassen sich nicht ausbauen.

In den vergangenen Jahren sind solche Events regelrecht in Mode gekommen. "Die Ballkultur in Deutschland lebt wieder", sagt Manfred Pasenau, der in der Alten Oper in Frankfurt am Main seit 25 Jahren jedes Jahr den Deutschen Opernball ausrichtet.

Weniger förmlich als in Dresden

Opernbälle gibt es auch in Dresden, Leipzig und Nürnberg. Der Dresdner Semperopernball wurde in diesem Jahr zum zweiten Mal veranstaltet und - bei Eintrittspreisen von bis zu 1500 Euro - teilweise live im Fernsehen übertragen. In der Semperoper geht es eher förmlich zu. Der allgemeine Tanz wird standesgemäß vom sächsischen Ministerpräsidenten und einer Auswahl Debütantinnen eröffnet. In München soll es dagegen lockerer, ausschweifender zugehen. Der "Ball der Künste" wolle aber keineswegs mit anderen Opernbällen in Konkurrenz treten, sagt Nagano.

Mutter aller Opernbälle ist der Wiener Opernball. Bei rund 5000 Besuchern herrscht dort alljährlich eine so drangvolle Enge, dass an ausschweifendes Walzern kaum zu denken ist. Die Eintrittspreise sind noch deutlich höher als in München oder Dresden. Eine Basis-Eintrittskarte kostet 230 Euro. Sie gilt auch als "Flanierkarte". Dazu addieren sich etwaige Kosten für Tische oder Logen, die sich bis auf 17 000 Euro belaufen können. In München ist eine "Flanierkarte" schon für 198 Euro zu haben, Buffet sogar inklusive. (Von Georg Etscheit, ddp)

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