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Kultur: Muse Mammon

In Deutschland werden in der nächsten Dekade jedes Jahr 250 Milliarden Mark als Erbschaft ihren Besitzer wechseln.Einen wie Klaus Siebenhaar, Professor für Kulturmanagement an der Freien Universität, machen solche Summen begehrlich.

In Deutschland werden in der nächsten Dekade jedes Jahr 250 Milliarden Mark als Erbschaft ihren Besitzer wechseln.Einen wie Klaus Siebenhaar, Professor für Kulturmanagement an der Freien Universität, machen solche Summen begehrlich.Aber er ist kein Panzerknacker, er möchte das in der Bundesrepublik angehäufte private Kapital für kulturelle Zwecke nutzbar machen.

Michael Margetich, Leiter der Public Relations- und Finanzierungsabteilung des New Yorker "Museum of Modern Art" gelingt das bereits höchst erfolgreich.Etwa 30 Millionen Dollar wirbt er pro Jahr für sein Haus ein.Zu seinem 66köpfigen Mitarbeiterstab zählen unter anderem sechs Soziologen, die einzig damit beschäftigt sind, das soziale Profil der Erben von morgen auszuforschen.

"Renaissance der Mäzene?" hatte Klaus Siebenhaar seinen Vortrag am Donnerstag in der Berliner Gemäldegalerie überschrieben.Initiator war der traditionsreiche Kaiser-Wilhelm-Museums-Verein, der Berliner Museen seit einem Jahrhundert zu zahlreichen kostbaren Werken verhilft.Siebenhaar hielt ein flammendes Plädoyer für eine neue Mäzenatenkultur in Deutschland - bislang sei sie gemessen am Wohlstand des Landes unterentwickelt.Kein Wunder, daß er neidvoll in Richtung vereinigte Staaten blickt: 10 Milliarden Dollar fließen dort pro Jahr aus privaten Quellen in die Kulturförderung.Drei Viertel davon stammen von Privatpersonen, unter ihnen viele Kleinstmäzene.Sie aber heißen in den USA nicht Mäzene, sondern "Cooperate Medici".

Wie bei der Florentiner Kaufmannsfamilie lebe die private Kulturförderung nicht vom Geld allein, ebensowichtig sei es, Bürgersinn und eine "Kultur des Gebens" zu fördern.Doch diese funktioniere nur, wenn auch eine "Kultur des Nehmens" entwickelt sei, sagte Siebenhaar.Museen dürften nicht davor zurückschrecken, sich als Markenartikel zu verkaufen und dadurchdas Engagement der Bürger für ihr Haus zu stimulieren.Dazu trage auch ein enges Verhältnis zwischen Museum und Sponsoren bei.Bisher liefen deutsche Museen, die besonders erfolgreich private Mittel einwerben, Gefahr, staatliche Zuwendungen einzubüßen; innovative Kulturmanagement werde so geradezu bestraft, klagte Siebenhaar.

Dabei könnten die Berliner Museen privates Kapital dringend gebrauchen.Die für 2004 geplante Wiedereröffnung des Bodemuseums wird sich fühlbar verschieben, weil die Bauarbeiten in diesem Sommer aus Geldmangel unterbrochen werden müssen, gab Arne Effenberger von der Stiftung Preußischer Kulturbesitz bekannt.Wie gut hat es da Michael Margetich in New York.Er hat gerade die 650-Millionen Dollar-Kampagne für den Erweiterungsbau seines Museums gestartet.FRANK

PETER JÄGER

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