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© dpa

Musical: "Rocky Horror Show" begeistert Berliner Publikum

35 Jahre nach seiner Uraufführung in London hat Autor Richard O'Brien zusammen mit dem Londoner Regisseur Sam Buntrock das schräge Märchen für Erwachsene in Berlin neu inszeniert.

Tiefe Dekolletés, glitzernde Mieder, Strapse, üppiges Make-up und wallende Perücken: Zahlreiche Zuschauer waren am Freitagabend bei der "Rocky Horror Show" in Berlin kaum vom Ensemble zu unterscheiden. In der Präsenttasche mit dem blutroten Schriftzug erhielten sie die unerlässlichen Utensilien für einen vergnüglichen Theaterabend mit Publikumsbeteiligung: Wasserpistole, Toilettenpapier, rotes Konfetti, Leuchtstäbe und Rasseln. Nach knapp zweieinhalb Stunden im mit rund 1700 Plätzen ausverkauften Admiralspalast feierte das Publikum stehend, jubelnd, trampelnd und minutenlang klatschend die Weltpremiere der Neuinszenierung dieses schrillen Bühnenstücks aus den 70er Jahren.

Nach zahlreichen Adaptionen anderer Autoren - über 20 Millionen Menschen in mehr als 30 Ländern sahen das Stück inzwischen - hat O'Brien seine neue Fassung wieder stark an die ursprüngliche Bühnenversion angelehnt. Das sparsame, aber immer wieder in düster-lila bis grellrote Lichteffekte getauchte Bühnenbild von David Farley unterstreicht die skurrile Handlung. Das Publikum dankte es dem Autor mit lautstarken Ovationen.

Klassiker des Musicals

Die bizarre Geschichte des jungen Pärchens Brad und Janet, das nach einer Autopanne in sturmumtoster Nacht in die Fänge des exzentrischen außerirdischen Wissenschaftlers Frank N. Furter gerät, hat Kultstatus. Die Zuschauer wurden in dieser Szene durch die Bühnentechnik und den ausgiebigen Gebrauch der Wasserpistolen gehörig nass. Später flogen Toilettenpapierrollen und Konfetti kreuz und quer durch den Saal.

Das temporeich zu fetzigen Rock 'n' Roll-Songs gesungene und getanzte "Gruscical" in der Choreografie des New Yorkers Matthew Mohr animierte die Zuschauer immer wieder zum Mitsingen und Rasseln. Songs wie "Sweet Transvestite" und "The Time Warp" sind längst zu Klassikern des Musicals geworden. Die Gesangsnummern zur Live-Band waren jedoch teils übersteuert, was den Hörgenuss trübte.

Semmelrogge passt nicht

Der Brite Rob Morton Fowler in der Rolle des Frank N. Furter gibt dem dämonischen Transvestiten einen neuen Look. Statt schwarzgelockt wie Tim Curry in dem legendären Kinofilm von 1975 ("Rocky Horror Picture Show"), tritt Fowler als blonder Vamp mit Zylinder, Mieder und Strapsen auf. Statt des erbetenen Telefons präsentiert er den biederen Verlobten sein Retortenwesen Rocky Horror, das er mit einem makellosem Körper zu seinem sexuellen Vergnügen erschaffen hat.

Eingeschüchtert und umgarnt von all den glamourösen Geschöpfen im Schloss Furters auf dem Planeten Transsexuell in Transsylvania, entdecken Brad (Chris Ellis-Stanton) und Janet (Ceri-Lyn Cissone) die Reize der körperlichen Lust. Martin Semmelrogge gibt den Erzähler. Seine unverwechselbare Stimme, von dem 52-Jährigen an manchen Stellen noch betont in Szene gesetzt, passt nicht ideal zum Erzähler im Hintergrund. In der Rolle des buckligen Dieners Riff Raff glänzt Stuart Matthew Price. Den meisten Applaus bekam jedoch Morten für die Verkörperung des ebenso lustbesessenen wie eitlen Transvestiten.

Die "Rocky Horror Show" ist noch bis zum 23. November in Berlin zu sehen. Anschließend gastiert sie in Wien, Zürich, Düsseldorf, München und Frankfurt/Main.

Kirsten Baukhage[dpa]

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