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Kultur: Musikantenstadl

ALL THAT JAZZ Christian Broecking über die Memoiren von Joe Zawinul Für ihn war America immer Black, nicht Negro und auch nicht African. Joe Zawinul hält nichts von den konjunkturellen Zwängen politischer Correctness.

ALL THAT JAZZ

Christian Broecking über

die Memoiren von Joe Zawinul

Für ihn war America immer Black, nicht Negro und auch nicht African. Joe Zawinul hält nichts von den konjunkturellen Zwängen politischer Correctness. Seine USKarriere ist bislang einmalig für einen deutschsprachigen Jazzmusiker, und Zawinul ist sich dessen immer bewusst gewesen. In seinem Buch „Zawinul - Ein Leben aus Jazz“ hat Gunther Baumann den Lebensweg des 70-jährigen Pianisten in ausführlichen Gesprächen nachgezeichnet. Es begann Anfang der Fünfzigerjahre in Wien. Bis dahin hatte Zawinul nur weiße Jazzmusiker gehört, Platten waren im Nachkriegs-Wien schwer zu bekommen. Doch „Jazz At The Philharmonic“ veränderte sein Leben, er hörte Oscar Peterson und entdeckte den Unterschied zwischen schwarzem und weißem Ausdruck.

„Wir wurden tatsächlich zu Rassisten“, sagt er rückblickend, „wir wollten auf einmal nur noch die schwarzen Jazzmusiker hören." 1958 ging Zawinul in die USA. Das erste längere Engagement hatte er bei der Sängerin Dinah Washington, als einziger Weißer in ihrer Band. Im New Yorker Jazzclub Birdland lernte Zawinul seine Ehefrau Maxine kennen, mit der er bis heute zusammen ist und drei Söhne hat. Sie war das erste schwarze Bunny in Hugh Hefners Playboy-Club. „Birdland“ wurde später zu einem Hit, den Zawinul für seine Band Weather Report schrieb. Weather Report war in den Siebzigern immens erfolgreich, überlebte den Boom der jungen schwarzen Neotraditionalisten, die Anfang der Achtziger die Szene betraten, aber nicht. Heute sagt Zawinul, Fusion sei musikalischer „Dreck“, Weather Report aber „genial“ gewesen. Dass der Rollback jetzt endlich zu Ende ist, registriert er mit Genugtuung.

Wynton Marsalis sei halt ein Musiker, aber kein Musikant. Musikanten: Damit meint Zawinul Typen, die eine Vision haben und genügend Talent und Soul, diese auch umzusetzen. Einziges Manko der Zawinul-Lektüre: Öffentliche Selbstzweifel kennt der Mann nicht. Seine aktuelle Band hat er durch Salif Keita kennen gelernt, dessen Album „Amen“ er vor zehn Jahren produziert hat. Das Zawinul Syndicate ist mit der neuen CD „Faces & Places“, die kürzlich auch für einen Grammy nominiert war, jetzt auf Tour. Am Samstag im Quasimodo , 22 Uhr. Weitere Highlights: Hipper Electronic Jazz mit Laurent De Wilde am Montag im Tränenpalast (21 Uhr), virtuoser Kammerjazz mit Gianluigi Trovesi (Klarinette) und Gianni Coscia am Mittwoch in der Passionskirche (20 Uhr). Der Akkordeonist Coscia hat Umberto Eco einst zum Jazzfan gemacht, und Eco bedankte sich dafür mit Liner Notes zur Travesi/Coscia-CD „In cerca di cibo“.

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