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Musikfest Berlin: Das Pellegrini-Quartett und der Wille zur Stille

Beim Pellegrini-Quartett im Kammermusiksaal schlägt leise Töne an und gibt ihnen eine eindringlich-sensible Gestalt.

Das 20. Jahrhundert, beim Musikfest als „Jahrhundert der Extreme“ gespiegelt, endete mit einem Hoffnungszeichen: Der Fall der Berliner Mauer, ausgelöst durch das mutige Aufstehen der unter ihr Leidenden, wurde seinerzeit unter Leonard Bernstein mit Beethovens „Ode an die Freude“, bzw. an die Freiheit gefeiert. Zur Feier des 25-jährigen Bestehens der Benefizkonzerte der Internationalen Ärzte zur Verhütung des Atomkrieges – die ebenfalls in jenen Jahren wichtige Denkanstöße gaben – sind wieder leisere Töne angesagt.

Das Pellegrini-Quartett gibt ihnen im voll besetzten Kammermusiksaal eindringlich-sensible Gestalt. Janáceks zweites Quartett, als „Intime Briefe“ im Feuer einer späten Leidenschaft geschaffen, enthüllt in achtsamer Pointierung seiner knappen, fragmentarisch hart gegeneinandergeschnittenen Formulierungen fragile, reflexive Momente. Haydns „Kaiserquartett“ verzichtet gerade im Variationensatz auf jedes betuliche Pathos und lässt das zur Nationalhymne gewordene Thema als zartes Versprechen in elysische Höhen entschwinden. Die Kunst der Andeutung erfüllt sich aufs Anrührendste in Luigi Nonos „Fragmente – Stille, An Diotima“, in dessen lange gehaltenen Tönen, mal sacht, mal schneidend, von unruhigen Trillerbewegungen unterwühlt, von jähen Klangballungen oder langen Pausen – Denkpausen! – durchschnitten, ganze Romane enthalten sind. Eine Innenschau stellt sich hier dar, aus der neuer Aufbruch kommt. Isabel Herzfeld

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