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Kultur: Mut tut gut

KLASSIK

Würdevoll und ernsthaft zieht der Marsch aus Sergej Prokofjews Oper „Die Liebe zu den drei Orangen“ vorüber, fast als gehöre er zu Edward Elgars englischen „Pomp and Circumstance“-Feierlichkeiten. Keine Spur vom grotesken Taumel, der leichten Ironie und dem schelmischen Augenzwinkern des russischen Musiktheaterstücks. Selbst den wilden Spielkartentaumel verlangsamt der britische Dirigent Garry Walker zum betäubenden Beruhigungsmittel. So gemächlich und uninspiriert hat der Komponist das sicher nicht gemeint. Vielleicht stehen in der Dirigierpartitur des Mister Walker einfach die falschen Metronomzahlen?

Schon bei Prokofjews zweitem Violinkonzert kam bei diesem Debüt im Deutschlandradio mit dem Deutschen Symphonie-Orchester in der Philharmonie jedoch der Verdacht auf, dass Garry Walker einfach vor der Zuspitzung zurückschreckt. Zwar steckt auch in Prokofjew ein Romantiker, es ist jedoch keine gute Idee, dem Werk deshalb gleich alle Krallen zu ziehen. Die lettische Geigerin Baiba Skride hielt zwar dagegen und es gelangen ihr mit großem, rundem Ton auch sehr schöne Emotionswechsel, auf die Dauer erlag aber selbst diese herausragende Nachwuchsmusikerin der nivellierenden Interpretation des Dirigenten.

Seine Stärken konnte Garry Walker dann im zweiten Teil des Abends nach der Pause bei der Begleitung des 26-jährigen Pianisten Davide Franceschetti im zweiten Klavierkonzert von Johannes Brahms zeigen. Als der Solist dem Stück durch rhythmische Freiheiten eine allzu impressionistische Note beimischte, hielt Walker das DSO auf Linie, suchte den Blickkontakt zum Jung-Tastenlöwen und band ihn souverän wieder ein. Dieser bestach vor allem durch Kraftentfaltung und elegante Virtuosität. An den richtigen Stellen donnerte der Klavierklang durch die Philharmonie , doch auch die elegischen Passagen gelangen ihm geschmeidig, nachdem er auftrumpfend den Kampf mit dem Orchester gewonnen hatte. Und gelegentlich blitzte in Davide Franceschettis Spiel sogar jene Art von Humor auf, die hier ansonsten so schmerzlich fehlte.

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