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Kultur: Nach der Postmoderne

Das Deutsche Architekturmuseum Frankfurt feiert seinen 20. Geburtstag

Dankbar und gerührt zeigte sich Oswald Mathias Ungers, das Deutsche Architekturmuseum DAM in Frankfurt am Main innen wieder im strahlend weißen Originalzustand vorzufinden. Mit dem Umbau und der Erweiterung der spätklassizistischen Villa am Schaumainkai hatte der heute 78jährige Architekt vor zwanzig Jahren sein Referenzobjekt vorgestellt. Und nun hatte Ingeborg Flagge, die Direktorin des Frankfurter Museums, den Bau während ihre Regentschaft seit dem Jahr 2000 zunächst von Veränderungen befreien und renovieren lassen.

Heinrich Klotz, dem 1999 verstorbenen Gründungsdirektor des DAM, ist die große Jubiläumsausstellung zum 20-jährigen Bestehen des Museums gewidmet. Der Marburger Kunsthistoriker war es, der die Gunst der Stunde erkannte, als Oberbürgermeister Walter Wallmann und Kulturdezernent Hilmar Hoffmann der Bankenmetropole mit einem beispiellosen Kulturprogramm und einer ganzen Serie neuer Museen ein sympathischeres Image verschaffen wollten. Klotz begeisterte die Stadt für seine Idee, auch der Baukunst ein Haus zu widmen.

Und er hatte ein messianisches Anliegen: Er war überzeugter Protagonist der in Amerika aufgekommenen postmodernen Architektur und wollte dieser Bewegung in Deutschland Geltung verschaffen. „Revision der Moderne – Postmoderne Architektur 1960-1980“ hieß seine erste Ausstellung, die er für die nächsten Jahre als programmatisch ansah. Die Idee, der in Agonie verfallenen und geschmähten modernen Architektur durch symbolische Botschaften, erzählerische Momente und künstlerische Ausdruckskraft wieder zu Ansehen und Popularität zu verhelfen, hatte gezündet.

„Revision der Postmoderne“ hat deshalb Kuratorin Romana Schneider ihre Jubiläumsausstellung genannt – Reminiszenz, Rückblick und Ausblick gleichermaßen. Ging es Klotz damals darum, die Protagonisten vorzustellen, so sind diesmal 13 Themen aufgegriffen, von „Kultur als Erlebnis“ bis „Orte der Stille“. Jeweils einem Projekt von 1984 aus der eindrucksvollen Sammlung, die Klotz in den fetten Jahren zusammengetragen hat – Venturis „My Mother’s House“, Rob Kriers Stuttgart Projekt, Gottfried Böhms Wallfahrtskirche Neviges, um nur einige der Glanzlichter zu nennen – sind Arbeiten der vergangenen zehn Jahre gegenübergestellt. So soll die Tradierung der postmodernen Prinzipien bis in die heutige Zeit deutlich werden. Da es aber um Prinzipien geht, „Leben ohne Nostalgie“, „Hightech“, „Shopping“, sind auch Architekten wie Foster, Ingenhoven oder Perrault vertreten, die man sicher nicht mit der Postmoderne in Verbindung bringen würde. Die neuen Beispiele sind erklärtermaßen austauschbar, wie überhaupt die Ausstellungsmacher sich einer präziseren, wissenschaftlichen Herangehensweise versagt haben. Die Postmoderne habe sich in ihrer Komplexität einer präziseren Definition verweigert, lautet die Rechtfertigung. Dies ist vielleicht nicht ganz korrekt, denn die Postmoderne lässt sich bei Bedarf durchaus und ganz einfach als Erweiterung der Moderne um das narrative, kommunikative Element definieren. Man muss eben nicht unbedingt Charles Jencks folgen, der als erster die Postmoderne in der Architektur definiert hatte, aber schon bald immer weitere Schubladen aufzog, und der in seinem eloquenten Festvortrag von inzwischen 70 Postmodernismen sprach, die er diagnostiziert habe. Da kann und will eine solche Ausstellung natürlich nicht mithalten.

Auch an einer eher zu leistenden Kategorisierung postmoderner Prinzipien war den Kuratoren nicht gelegen. „Wir wollen einfach die Architektur feiern, die von vor 20 Jahren und die von heute“, sagt die Direktorin in entwaffnender Offenheit. Ein Fest ist sie allemal, die farbenfrohe (und von einem lesenswerten Katalog begleitete) Schau mit wunderbaren Modellen und künstlerischen Architektenzeichnungen – den letzten ihrer Art, denn die heutigen Architekten haben das Handzeichnen längst aufgegeben.

Frankfurt am Main, Deutsches Architektur-Museum, Schaumainkai 43, bis 6. Februar. Katalog im Junius-Verlag, 34,90 €, im Buchhandel 49,90 € .

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