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Schauspieler Martin Wuttke will nach einer kurzen Zwangspause wieder auf die Bühne.

© dapd

Nach Erschöpfung: Wuttke steht Donnerstag wieder auf der Bühne

Nach seiner Premieren-Absage vom Freitag will Schauspieler Martin Wuttke schon diesen Donnerstag wieder auf der Bühne stehen. Wegen Erschöpfung war die Aufführung an der Volksbühne abgesagt worden. Tatsächlich klang das Arbeitspensum des 50-Jährigen in den letzten Wochen schwindelerregend.

Der Schauspieler Martin Wuttke will nach einer kurzen Zwangspause noch diese Woche wieder arbeiten. Die Berliner Volksbühne teilte am Montag mit, die ausgefallene Premiere von Molières Komödie „Der Geizige“ werde am Donnerstag (14. Juni) nachgeholt. Wuttke werde bis dahin wieder auf den Beinen sein und wie geplant die Hauptrolle spielen, sagte eine Sprecherin auf Anfrage.

Die Theaterbesucher, die sich am Freitagabend in der Berliner Volksbühne versammelt hatten, um Martin Wuttke in einer neuerlichen paraderollenverdächtigen Partie zu erleben, mussten wieder umkehren: In letzter Minute sagte das Haus die geplante Molière-Premiere „Der Geizige“ in der Regie von Frank Castorf ab. Wuttke sollte den knauserigen Titelhelden spielen. Auf dem Weg zur Vorstellung habe sich der Schauspieler jedoch krank gemeldet, erklärte die Volksbühnen-Pressesprecherin Nicole Konstantinou vor Ort. Wuttkes Agent Volker Störzel sprach gegenüber der Nachrichtenagentur „dapd“ von einem „Erschöpfungszustand“.

Tatsächlich klang das Arbeitspensum des 50-Jährigen in den letzten Wochen schwindelerregend. Erst Ende Mai war Wuttke beim Berliner Theatertreffen als „Platonov“ in Alvis Hermanis’ fünfstündiger Tschechow-Inszenierung vom Wiener Burgtheater völlig zu Recht mit stehenden Ovationen gefeiert worden. Denn abgesehen davon, dass man es kaum einem Zweiten zutraut, diesen Frauenhelden so wunderbar grantelig zu unterspielen, setzte Wuttke als Platonov auch völlig neue Maßstäbe in der Alkoholismusdarstellung. Regelmäßige Theaterbesucher wissen, dass auf der Bühne nichts so oft und peinlich danebengeht wie das Spielen von Betrunkenen. Wuttke hingegen meistert selbst solche Herausforderungen in einer Qualität zum Niederknien.

Vor zehn Tagen stand Wuttke dann schon wieder in „Der eingebildete Kranke“ am Rosa-Luxemburg-Platz auf der Bühne. Zum Auftakt der dreiteiligen volksbühneninternen Molière-Festspiele agierte er nicht nur ohne Verausgabungsscheu als hochnotkomischer Hypochonder, sondern hatte auch selbst Regie geführt (Tagesspiegel vom 3.6.). Parallel liefen zu diesem Zeitpunkt bereits die Proben für Castorfs Inszenierung des „Geizigen“ auf Hochtouren. Und auch im letzten Teil der Molière-Trilogie – René Polleschs Bearbeitung des „Don Juan“, die im Herbst die neue Spielzeit eröffnen soll – ist Wuttke für die Titelrolle vorgesehen.

„Die Zeit für die Molière-Inszenierungen ist knapp, wie man das schaffen soll, weiß ich auch noch nicht“, hatte der Schauspieler, der nach legendären Arbeiten vor allem am Berliner Ensemble während der neunziger und an der Volksbühne während der nuller Jahre seit 2009 zum Ensemble des Wiener Burgtheaters gehört, erst kürzlich in einem Interview mit dem Berliner Stadtmagazin „Tip“ gesagt. Aber er sei „selber schuld“: Die Idee, Schlag auf Schlag drei Molière-Komödien herauszubringen, ginge auf sein eigenes Konto.

Nun hoffen die Volksbühne und das Publikum, dass Wuttke schnell auf die Bühne zurückkehren und die Premiere „Der Geizige“ am 14. Juni nachgeholt werden kann. Denn egal, ob als Hypochonder im „Eingebildeten Kranken“, in René Polleschs hochtourigen Diskursboulevard- Abenden oder auch als herrlich sozialinkompetenter Leipziger „Tatort“-Kommissar Andreas Keppler: Wuttke ist so etwas wie eine Garantie auf einen höchstklassigen Schauspielabend.

(mit dpa)

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