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Kultur: Nachschuß

Gerd Rubenbauer kokst zu viel.Beim Koksen siehst du das Leben rosa: Der Gerichtsvollzieher räumt die Wohnung aus, alle Konstantin-Wecker-Platten weg, aber du fühlst dich total happy dabei.

Gerd Rubenbauer kokst zu viel.Beim Koksen siehst du das Leben rosa: Der Gerichtsvollzieher räumt die Wohnung aus, alle Konstantin-Wecker-Platten weg, aber du fühlst dich total happy dabei.Oder ein deutscher Fußballspieler veranstaltet in einem wackeligen Spiel gegen einen wackeligen Gegner einen wackeligen Kurzpaß, und Sportreporter Rubenbauer gerät bei diesem Anblick in eine Raserei des grenzenlosen Glücks, als ob Maradona wiederauferstanden sei.Maradona: Koks.Rubenbauer ist milieugeschädigt.In der Halbzeitpause haben sie ihm dann was dagegen gegeben, es gibt so Spritzen, Antieuphorisiaka.Kalt duschen soll auch helfen.

Das Gegenteil von Rubenbauer heißt Netzer.Ein cooler, eher pessimistischer Intellektueller.Der Halbzeitexperte Günter Netzer hat immer noch lange Haare, wie Heinz Badewitz, der Chef der Hofer Filmtage, oder wie Rainer Langhans.Neuerdings liegt das wieder im Trend, nachdem jahrelang nur noch kalifornische Stripteasetänzer mit tätowierten Pobacken lange Haare trugen.Überall rennen wieder langhaarige Fußballspieler herum.Als neulich die Koreaner spielten, war außerdem auffällig, daß der Koreaner ein im Durchschnitt eher kleiner Mensch ist, was sich vor allem bei Kopfballduellen gegen baumlange Abwehrspieler störend bemerkbar macht.Wie erwähnt man sowas, ohne sich des rassistischen oder kleinwüchsigenfeindlichen Vorurteils verdächtig zu machen? Günter Netzer legte seine Mundwinkel noch eine Spur tiefer."Die Koreaner", erklärte Netzer weltläufig, "haben bei Kopfbällen ein Problem mit ihrer Physiognomie." So ist es richtig.

Nachdem sie ihn auf Entzug gesetzt hatten, sah Gerd Rubenbauer in der zweiten Halbzeit weiße Mäuse.Als ein amerikanischer Torwart ins Bild kam, der sich ebenso ununterbrochen wie lebhaft mit seinen Vorderleuten unterhielt, sagte Rubenbauer nachdenklich: "Das ist der große Schweiger." Einen anderen, dunkelhäutigen Amerikaner bezeichnete er hartnäckig als "Holländer": offenbar ein Geheimcode zwischen Gerd Rubenbauer und seinem Dealer.

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