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Kultur: Nahost: Kampf um Worte

Kaum machen die USA Druck, verkündet der israelische Premierminister Ariel Scharon Dinge, die bis dahin undenkbar schienen: So will er nicht nur über eine Waffenruhe verhandeln, solange noch geschossen wird. Auch Palästinenserpräsident Jassir Arafat soll seinen Hausarrest wieder verlassen dürfen.

Kaum machen die USA Druck, verkündet der israelische Premierminister Ariel Scharon Dinge, die bis dahin undenkbar schienen: So will er nicht nur über eine Waffenruhe verhandeln, solange noch geschossen wird. Auch Palästinenserpräsident Jassir Arafat soll seinen Hausarrest wieder verlassen dürfen. Damit wird auch wahrscheinlicher, dass die saudische Friedensinitiative beim Arabischen Gipfel in Beirut Ende März von den arabischen Staaten verabschiedet wird. Eine Vorbedingung dafür war, dass Arafat an dem Gipfel teilnehmen darf.

Zum Thema Fotostrecke: Krieg in Nahost Allerdings verändert sich in der innerarabischen Diskussion noch die Form des Vorschlags, den der saudische Kronprinz Abdallah vor drei Wochen machte. So ist nach dem Außenministertreffen in Kairo am Sonntag nicht mehr die Rede von einer "Normalisierung" der Beziehungen der arabischen Welt zu Israel im Gegenzug auf die Rückgabe aller 1967 besetzten Gebiet einschließlich Ost-Jersualems. Jetzt wird Israel ein "vollständiger Frieden" angeboten. Die israelische Regierung hat gleich empört reagiert und erklärt, damit habe der Vorschlag alle Substanz verloren.

Davidstern in Riad

Dem halten arabische Beobachter entgegen, dass ein vollständiger Frieden normale diplomatische Beziehungen und Verbindungen zwischen Regierungen beinhalte. Dies würde auch bedeuten, dass Israel seine Flagge mit dem Davidstern in der saudischen Hauptstadt Riad hissen könnte. Eine Zukunftsvision, die vielen Muslimen und Saudi-Arabern heute noch undenkbar erscheint. Normalisierung dagegen beinhalte eine Annäherung zwischen den Bevölkerungen und Austausch auf Nicht-Regierung-Ebene. Auf Wunsch Syriens sei der Begriff "Normalisierung" fallen gelassen worden, erklärten Diplomaten. Der syrische Präsident Bashar al-Assad hatte letzte Woche in Riad dem Plan überraschend zugestimmt. Mit dieser Umformulierung ist es sicher einfacher, der arabischen Welt und zögernden arabischen Staaten die Initiative schmackhaft zu machen.

Kalter Frieden

Es ist auch eindeutig, dass dieses Angebot bescheidener ist als das ursprünglich von Kronprinz Abdallah vorgetragene. Dennoch wäre es ein Durchbruch, wenn die arabische Welt Israel anerkennen und Diplomaten austauschen würde. Israel beklagt sich zwar schon lange darüber, dass trotz der Friedensverträge mit Jordanien und Ägypten kein reger Austausch und Kontakt mit der Bevölkerung dieser Länder zustande kommt. Dies hängt jedoch unmittelbar mit dem Palästina-Konflikt zusammen. Es wird solange bei einem kalten Frieden zwischen diesen Ländern bleiben, solange Israel die Palästinensergebiete besetzt hält. Daher ist es eine Illusion zu glauben, dass eine "Normalisierung" der Beziehungen per Dekret einen regen wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Austausch mit sich bringen kann. Dieser ist erst denkbar, wenn der Streit um Palästina beendet wird. Aus dem "vollständigen Frieden" könnte sich dann eine "vollständige Normalisierung" entwickeln - wenn beide Seiten sich bemühen.

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