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Kultur: Nahost-Konflikt und Wahlen in Israel: "Die offene Konfrontation wird weitergehen" - Haidar Abdul Shafi hält den Friedensprozess für gescheitert

Haidar Abdul Shafi (81) war 1991 Leiter der palästinensischen Delegation bei den Friedensgesprächen in Madrid und stand dem Oslo-Friedensprozess von Anfang an sehr kritisch gegenüber. Der populäre Intellektuelle und Mediziner ist Chef des Roten Halbmodes im Gaza-Streifen.

Haidar Abdul Shafi (81) war 1991 Leiter der palästinensischen Delegation bei den Friedensgesprächen in Madrid und stand dem Oslo-Friedensprozess von Anfang an sehr kritisch gegenüber. Der populäre Intellektuelle und Mediziner ist Chef des Roten Halbmodes im Gaza-Streifen.

Nächste Woche wollen Israelis und Palästinenser in Washington die Verhandlungen wieder aufnehmen. Was erwarten Sie?

Nichts. Der Oslo-Verhandlungsprozess dauert nun schon sieben Jahre. Er hat klar gezeigt, dass die israelische Seite nicht willens ist, das herzugeben, was für einen dauerhaften, gerechten Frieden notwendig ist.

Was müsste Israel an Konzessionen machen?

Wir wollen einen unabhängigen Staat in den Grenzen von 1967. Dieser Staat hätte dann eine Fläche von weniger als einem Viertel des palästinensischen Gebietes, auf dem wir vor 1947 gelebt haben. Wir wollen volle Souveränität und Ost-Jerusalem als Hauptstadt. In diesen Punkten kann die palästinensische Seite keine weiteren Zugeständnisse machen.

Halten Sie den Oslo-Prozess für gescheitert?

Ja.

Wenn in den nächsten zwei Monaten kein Abkommen zustande kommt, könnte der neue Ministerpräsident Benjamin Netanjahu heißen. Besorgt Sie das?

Aus meiner Sicht gibt es keine Hoffnung auf einen Verhandlungsfrieden mit Israel, egal ob der Regierungschef Barak oder Peres oder Netanjahu heißt.

Sollte also Arafat einseitig einen unabhängigen palästinensischen Staat ausrufen?

Das ist mir völlig egal. Ein solcher Schritt wäre ohne jede praktische Bedeutung.

Hat Arafat noch das Heft in der Hand?

Die Kritik an Arafat hat sehr zugenommen. Die Enttäuschung, auch unter seinen Anhängern, ist groß. Abgesehen davon muss sich die palästinensische Seite besser organisieren. Wir gehen zu chaotisch vor. Wir müssen effektiver werden, damit uns die demokratische Welt ernster nimmt als bisher.

Was können Europa und die USA tun?

Ich beklage das Verhalten der demokratischen Weltöffentlichkeit. Sie steht abseits und tut praktisch nichts. Es gibt zahllose UN-Resolutionen zum Nahen Osten. Aber die demokratischen Nationen sind nicht ernsthaft gewillt, diese gegenüber Israel durchzusetzen. Warum, so frage ich, haben wir überhaupt die Vereinten Nationen?

Was erwarten Sie von der Zukunft?

Ich glaube nicht, dass bei den Verhandlungen irgendetwas Positives herauskommt. Die Situation der offenen Konfrontation mit Israel wird weitergehen.

Nächste Woche wollen Israelis, Paläst

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