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Kultur: Natobündnis: Lieber allein - Mit einem Antrag der USA auf Militärhilfe rechnet kaum jemand

Bei der Nato-Erklärung handelt es sich um eine politische Absichtserklärung. Selbst wenn es sich schnell herausstellen sollte, wer die Attentäter waren, löst dies noch nicht automatisch den Bündnisfall aus.

Bei der Nato-Erklärung handelt es sich um eine politische Absichtserklärung. Selbst wenn es sich schnell herausstellen sollte, wer die Attentäter waren, löst dies noch nicht automatisch den Bündnisfall aus. Nur wenn die USA formell im Nato-Rat den Antrag stellen, wird das Beistandsverfahren in Gang gesetzt, bei dem jeder Nato-Staat das Maß seines Engagements selbst festlegen kann.

In Brüssel fragt man sich jedoch: Wird Washington auch tatsächlich die Anwendung des Artikel 5 beantragen? Viele Beobachter sind der Meinung, dass das unwahrscheinlich ist. Die USA hätten zwar in dieser kritischen Stunde auf die uneingeschränkte politische Unterstützung der Nato und der Europäer großen Wert gelegt. Sie seien aber nicht bereit, sich durch die Verbündeten in ihrem Handlungsspielraum einschränken zu lassen.

Genau dies wäre aber der Fall: Die Reaktion auf die Terroranschläge wäre plötzlich Sache des gesamten Bündnisses - und damit den einstimmigen Entscheidungen des Nato-Rats unterworfen. Die USA wären dann nicht mehr frei, ihre Ziele und Mittel alleine zu wählen, sondern müssten vor jeder Aktion die 18 Verbündeten im Nato-Rat konsultieren. "Der Artikel 5 ist das Gegenteil eines Blankoschecks", erklärt ein Diplomat in Brüssel.

Auch militärische Gründe sprechen eher dafür, dass die USA lieber ihren eigenen militärischen Fähigkeiten vertrauen. Wenn Washington auf die Beistandspflicht pochen würde, dann könnte es sich zwar bei seinen Gegenschlägen auf die militärischen Strukturen der Allianz stützen. Die Nato ist aber fast ausschließlich auf Operationen in Europa gerüstet. Der Mittlere oder der Nahe Osten liegen außerhalb ihres Operationsgebiets. "Ich bin mir nicht sicher, ob wir in den Stäben Karten von Afghanistan haben", meint ein Nato-Diplomat.

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