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Kultur: Naumanns Abgang: Der Kandidat

In Berlin war er schon einmal als Kultursenator im Gespräch. Und in seiner Geburtsstadt München stand er als bayerischer Kultusminister auf der Liste von Renate Schmidts SPD-Schattenkabinett.

In Berlin war er schon einmal als Kultursenator im Gespräch. Und in seiner Geburtsstadt München stand er als bayerischer Kultusminister auf der Liste von Renate Schmidts SPD-Schattenkabinett. Geworden ist Julian Nida-Rümelin im Juli 1998 aber erst einmal Kulturreferent von München. Als Kulturminister gelingt ihm nun doppelter Karrieresprung. Dass der städtische Posten für ihn nur eine Durchgangsstation bleiben würde, war jedem klar, der seinen Ehrgeiz kannte, seine hochfliegenden kulturpolitischen Vorstellungen und das, was er aufgegeben hatte: einen Lehrstuhl für Philosophie in Göttingen.

Der 1954 geborene Sohn des Bildhauers Rolf Nida-Rümelin war schon mit zwanzig Jahren in die SPD eingetreten und als Jungsozialist aktiv geworden. Er hielt in den Stadtteilorganisationen seiner Partei Grundsatzreferate, gelangte in den Vorstand des SPD-Unterbezirks München und stieß auf einen jungen, auf dem linken Flügel gegen die konservativen Kräfte in der SPD kämpfenden Genossen, der später Münchens Oberbürgermeister wurde und sein politischer Ziehvater: Christian Ude. Als Philosoph der analytischen Schule mit Neigung zu formaler Logik promovierte Nida-Rümelin über "Rationalität und Moralität" und habilitierte sich mit einer "Kritik des Konsequentialismus" zum jüngsten Philosophieprofessor Deutschlands.

Mit den Linken in der SPD findet er sich nicht mehr in allen Belangen auf einer Linie. Deren Vorstellung von Multikultur, so kritisiert er, sei ebenso oft von einem Gettodenken geprägt wie das Denken der Rechten. In München erkennt er eine "interkulturelle Gesellschaft", in der sich die Angehörigen verschiedenen Glaubens und unterschiedlicher Herkunft im Rahmen eines "humanistischen Individualismus" entfalten können. Gleich zu Beginn seiner Amtszeit hat Nida-Rümelin in der bayerischen Hauptstadt ein Defizit an Kunst im öffentlichen Raum entdeckt. Kunst sollte "Teil der alltäglichen Wahrnehmung der Bürgerschaft" werden; ein wesentliches Element auch des "guten Lebens". Wenn Nida-Rümelin von Stadtteilkultur spricht, meint er auch Kunst als gesellschaftliches Bindeglied. In München hatte sich Nida-Rümelin einen "Brückenschlag zur Wissenschaft" zur zweiten Aufgabe gemacht. Er wollte der Bevölkerung den Beitrag der Wissenschaft zum heutigen Weltbild vermitteln. Als Kulturminister kommt er damit sicher weiter als in München, wo ihn die Mühen der Ebene zuletzt wohl arg geplagt haben.

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