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Kultur: Nessie in der Endlosschlinge

Ein Blick ins

von Frederik Hanssen

Was macht dieser Schlingensief eigentlich immer noch in Bayreuth? Jeder normale Regisseur packt nach der Premiere seine Sachen und verduftet. Altmeister Harry Kupfer betrachtet den Job sogar schon ab der Generalprobe als beendet. Nicht so Christoph Schlingensief. Manisch in allem was er tut, scheint er wild entschlossen, den sieben Bayreuther „Parsifal“Abenden dieses Sommers bis zuletzt beiwohnen zu wollen. Mit dem Effekt, dass er nach jeder Aufführung wieder eine dpa-Meldung produziert. Am Freitag will er sogar von einem aufgebrachten Besucher mit Prügel bedroht worden sein (auch der Tagesspiegel berichtete natürlich). Mal sehen, was er nach dem 15., 18. und 26. August zu erzählen hat.

Ob Schlingensief jedes Mal eine Karte für sich beansprucht – und damit einem der 464985 Wagnerfans, die in diesem Jahr um ein Ticket gebettelt haben, den Sitzplatz wegnimmt? Einen jedenfalls ärgert es ganz besonders, dass Schlingensiefs Wohnwagen langsam auf dem Grünen Hügel festwächst: Endrik Wottrich, den Darsteller des Parsifal. Auf einer ganzen Seite durfte der Tenor in der „Welt am Sonntag“ den Streit noch einmal in allen unappetitlichen Details ausbreiten – wobei als interessanteste News hängen bleibt, dass Schlingensief gemeinsam mit Katharina Wagner zur Vorbereitung der Inszenierung in Afrika war.

Ja, es ist endlich echter Sommer und Bayreuth diesmal unser Loch Ness, aus dem Christoph S. zum Gaudium der gaffenden Massen immer wieder prustend auftaucht, mit gespatener Zunge redet, den verstrubbelten Januskopf schüttelt und die zwei Seelen in seiner Brust beim egozentrischen Streitgespräch vorführt.

Wolfgang Wagner übrigens, der auf dem Grünen Hügel sonst so gerne die Schotten dicht macht, verfing sich am Wochenende selber in der Endlos- Schlinge. Dass beim „Parsifal“ am Freitag das Video mit dem verwesenden Hasen nicht bis zum Schluss gezeigt wurde, sei keineswegs ein „technischer Defekt“ gewesen, wie Schlingensief via Nachrichtenagentur vermutete. Vielmehr habe Maestro Pierre Boulez an diesem Abend einfach nur ein wenig langsamer dirigiert als sonst, so dass der Film früher vorbei war als die Musik. Tja, lieber Igelkopf, sprach der Hase: Ick bin schon da.

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