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Tom Schimon spielt die Hauptrolle in „Tom Sawyer“. In Tobias Ribitzkis Inszenierung ist der Zaun noch endloser als in Buch von Mark Twain.

© Barbara Braun

Neues Kinderstück an der Komischen Oper: Tom, Huck und die dreifache Tante Polly

An der Komischen Oper wird der Kinderbuchklassiker zum Musiktheaterstück mit Songs von Kurt Weill: „Tom Sawyer“ erlebt eine ganz besondere Premiere.

Von Laura Luckenbach

Die Komische Oper ist bis auf den letzten Platz gefüllt, als am Samstagnachmittag ein großer Dampfer auf dem Bühnenvorhang zur Fahrt über den Mississippi einlädt. Diese Einladung nehmen die vielen kleinen und großen Besucher gerne an - schließlich wollen alle Zeuge der Abenteuer von Tom Sawyer und seinen Freunden werden.

Mit der Musik von Kurt Weill geht die Reise los: Der Komponist hatte 1949 im Exil in den USA fünf Lieder geschrieben für ein Musical über Tom Sawyer, das er jedoch nicht mehr vollenden konnte. Aus den erhaltenen Skizzen hat Dirigent Kai Tietje zu einem Libretto von John von Düffel nun die neue Kinderoper entwickelt.

Die Musik ist von Kurt Weill

Die lässt sich durchaus auch als Musical bezeichnen. Kurt Weills Musiksprache ist dabei gut zu erkennen, immer wieder lassen sich Anklänge an seine bekannte Dreigroschenoper erahnen. Das Orchester der Komischen Oper zeigt mal wieder, dass es zwischen Klassik und Jazz alle Klangfarben bieten kann.

Der Kinderchor in Aktion.

© Barbara Braun

Bunt geht es auch auf der Bühne zu, in der Inszenierung von Tobias Ribitzki. Tom Sawyer, mit immer neuen Streichen unterwegs, bleibt der Schule lieber fern und angelt stattdessen mit Huckleberry Finn am Fluss. Singend fordern sie die Fische auf „Hey Karpfen, beiß doch mal an“ und ziehen plötzlich aus dem Orchestergraben statt Flussbewohnern eine tote Katze.

Schattenspiel um Mitternacht

Diese bringt sie auf die Idee, bei Mitternacht einen Zauber gegen die von Huckleberry gefürchteten Warzen durchzuführen. Des Nachts auf dem Friedhof werden die beiden Jungen, versteckt in einem großen Laken, Zeugen von Killer-Joes üblen Taten. Die werden hier szenisch durch ein Schattenspiel in ihrer Grausamkeit etwas abgemildert. Schließlich ist die Oper ab sechs Jahren freigegeben.

Darsteller Tom Schimon und Michael Heller überzeugen in den Hauptrollen sängerisch und vor allem schauspielerisch. Beide werden als die größten Rumtreiber am ganzen Mississippi bejubelt. Aber auch der Kinderchor der Komischen Oper begeistert erneut durch hervorragendes Singen und große Spielfreude, sei es als brave Schulkinder oder beim choreographischen Streichen des Zaunes.

Kinderchorleiterin Dagmar Fiebach übernimmt eine besondere Aufgabe bei dieser Premiere: Kammersängerin Caren van Oijen kann krankheitsbedingt nicht singen, sodass ihre Rolle der Tante Polly dreigeteilt wird. Sie schauspielert stumm auf der Bühne, ihre Dialoge werden von der Seite souffliert und Dagmar Fiebach leiht ihr ihre Gesangsstimme. Das Konzept geht auf, schon nach wenigen Minuten agiert das Trio nahezu synchron.

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