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„A-Clips“: Künstler schmuggeln Botschaften in die Kinowerbung

Klaus Weber wollte zwar nicht Filmemacher werden, sondern Künstler sein, trotzdem arbeitete er lange in einem Berliner Kino. Und während er dort eine Werberolle nach der anderen einfädelte, kam ihm eine Idee, die er „A-Clips“ nannte: Wie wäre es, fragte er sich, vor dem Hauptfilm von Künstlern produzierte Kurzfilme in der Länge eines Werbeclips als „Irritationsmoment“ in die Werbung zu mogeln? Das ist nun sechs Jahre her. Und die kurzen B-Movie-Schnipsel, die in A-Kinos gezeigt werden, sind zu einer eigenen Kunstform avanciert.

Mit 55 Filmen wandert die A-Clip-Staffel jetzt zum dritten Mal durch die Berliner Lichtspielhäuser – das sind mehr als 1997 und 2000 zusammen. Drei Redaktionen in Berlin, London und Los Angeles koordinierten die filmische Arbeit, halfen bei Vertonung, Kamera, Schnitt und Beratung. Dabei sei auf „Aussagerestriktionen“ verzichtet worden, betont Martin Ebner, einer der Initiatoren. Man habe darauf vertraut, dass vor allem politische Themen behandelt werden würden. Die meisten A-Clips spielen mit ihrem Doppelcharakter, gleichzeitig Werbespot und künstlerische Plattform zu sein. Sie arbeiten mit Slogans wie „Where do you wanna go today?“, beziehen das Publikum mit ein oder plädieren dafür, BVG-Tickets nach Gebrauch an den nächsten Passanten weiterzugeben (Autofocus Videowerkstatt). In einem anderen A-Clip werben Jugendliche aus Krisengebieten (Iran, Burkina Faso, Nigeria) für ihre eigene Adoption, indem sie den Spieß umdrehen: „Haben Sie Humor? Sehen Sie gut aus? Haben Sie einen Basketball für mich?“ (Margit Czenki).

Der Krieg ist in den Spots ebenso gegenwärtig wie die Globalisierungsmechanik. Man merkt, dass die meisten erst im Frühjahr entstanden sind und eine Antwort auf Rezession und Wohlstandsschwund finden wollen. Fragmente waren dabei ausdrücklich erwünscht, erzählt Ebner. Jetzt kommt es darauf an, ob sich die Vorführer auf die „Mikro-Interventionen im Kinoraum“ einlassen. Vielleicht ist ja der eine oder andere Künstler darunter.

Die Clips im Internet: www.aclip.net/main.php

Stephanie Wurster

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