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Nofretete-Büste: "Ausleihe wäre verantwortungslos"

Kulturstaatsminister Bernd Neumann lehnt eine Ausleihe der seit über 90 Jahren in Berlin "beheimateten" Büste der ägyptischen Königin Nofretete ab.

Berlin - Das sei aus konservatorischen Gründen nicht zu verantworten, betonte Neumann (CDU) in einer Presseerklärung. "Generell sind Ausleihen innerhalb der internationalen Museumslandschaft zu begrüßen. Gegen einen längeren Transport der Nofretete bestehen aber aus Sicht der Fachleute ernst zu nehmende konservatorische und restauratorische Bedenken."

Neumann nahm damit zu den Forderungen einer bundesweiten Kampagane Stellung, die sich für eine "befristete Ausleihe" der 3000 Jahre alten farbenprächtigen Kalksteinbüste einsetzt. Sie forderte Neumann auf, Ägypten eine Ausleihe anzubieten. Der Direktor des Ägyptischen Museums in Berlin, Dietrich Wildung, kündigte unterdessen die Gründung eines Museums für europäische Kunst in Ägypten an. Dies solle ein Dank dafür sein, dass europäische Museen fast 200 Jahre lang von dort Kunstwerke erhalten hätten.

Kein Rückgabeanspruch

Neumann bekräftigte den Standpunkt der Stiftung Preußischer Kulturbesitz, deren ganzer Stolz Nofretete ist, wonach der Erwerb der Kalksteinbüste 1913 durch den Berliner Kunstmäzen James Simon seinerzeit rechtmäßig gewesen sei. Es gebe daher keinen Rückgabeanspruch. Auch die ägyptische Seite gehe davon aus, dass keine rechtlichen Ansprüche bestünden, betonte der Staatsminister. Ein offizielles Rückgabeersuchen des ägyptischen Staates habe es daher auch nie gegeben.

Laut Neumann sind die Beziehungen zwischen der deutschen und der ägyptischen Altertumsforschung "hervorragend". Von deutscher Seite seien erhebliche Hilfen für den Erhalt von Tempelanlagen und archäologischen Fundstätten in Ägypten geleistet worden.

Wildung betonte, dass nicht nur konservatorische Gründe gegen eine Ausleihe sprächen. »Was meinen Sie, was in Ägypten an dem Tag los wäre, an dem die Nofretete wieder nach Deutschland zurückreisen soll", sagte er im Deutschlandfunk. Dafür, dass sie das dann auch tatsächlich dürfe und könne, wolle keiner der ägyptischen Kollegen die Garantie übernehmen. Solche Befürchtungen wies Kuhr indes zurück. Ägypten würde die Rückgabe vertraglich zusichern, sagte sie. Das geplante Museum für europäische Kunst soll nach Angaben Wildungs in Alexandria entstehen. Geplant sei es als europäisches Projekt. Gespräche mit der italienischen Regierung, die sich beteiligen wolle, habe es bereits gegeben.

(tso/dpa)

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