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NS-Zeit: Pius XII. ein "satanischer Feigling"

Der Dramatiker Rolf Hochhuth hat Papst Pius XII. "einen satanischen Feigling" genannt. Er habe heute ein noch schlechteres Bild von Pius als 1958, als er das Stück "Der Stellvertreter" schrieb.

Berlin - Hochhuth wirft Papst Pius (Amtszeit 1939-1958) vor, in der Hitler-Zeit niemals öffentlich zum Holocaust-Verbrechen der Nazis das Wort erhoben zu haben. Mit dem Papst beschäftigte sich Hochhuths 1963 von Erwin Piscator in Berlin uraufgeführtes Stück "Der Stellvertreter". Er habe Anlass, meinte der Dramatiker jetzt in einem Gespräch mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel", sein Pius-Bild zu revidieren.

"Ich habe 1958/60" - zur Zeit seiner Vatikan-Recherchen als junger Autor - "nicht gewusst, was Pius XII. für ein genuin schlechter Mensch war. Sonst hätte ich das Stück gar nicht schreiben können, hätte eine solche Unfigur auf die Bühne stellen müssen, dass es unspielbar geworden wäre". Es sei im übrigen falsch, anzunehmen, er habe eine politische Richtung, betonte Hochhuth.

Hochhut weist KGB-Gerüchte zurück

Der 76-jährige Dramatiker wies erneut Behauptungen zurück, er sei bei seinen Vatikan-Recherchen "Desinformationen" des russischen Geheimdienstes KGB oder des rumänischen Geheimdienstes aufgesessen. "Mein Stück beruht nicht auf einem Dokument oder einer Information, sondern auf dem Schweigen des Papstes zum Holocaust." Es sei absurd, anzunehmen, die östlichen Geheimdienste hätten ihre Papiere "einem jungen Mann in Gütersloh zustecken sollen, der noch nie zuvor ein Wort publiziert hatte".

Hochhuth arbeitet zurzeit an einem neuen Theaterstück über die Ermordung des Bankmanagers Alfred Herrhausen (1930-1989). Nach der darin enthaltenen These befragt, sagte Hochhuth: "Der Tod von jemandem, der den Schuldennachlass in der Dritten Welt betrieb, kam den Amerikanern jedenfalls nicht ungelegen." (tso/dpa)

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