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Österreich: Rücktrittsforderungen nach "Saliera"-Rückkehr

Das teuerste Salzfass der Welt, die "Saliera", macht auch nach der Rückkehr in das Kunsthistorische Museum in Wien Schlagzeilen.

Wien - Oppositionspolitiker forderten am Montag den Rücktritt von Kultusministerin Elisabeth Gehrer und vor allem von Museumsdirektor Wilfried Seipel. Ihnen wird vorgeworfen, die auf rund 50 Millionen Euro geschätzte Skulptur des Bildhauers Benvenuto Cellini nicht richtig gegen Diebstahl gesichert zu haben. Gehrer wies die Forderungen inzwischen als «alte Hüte» zurück.

Die im Mai 2003 aus dem Museum geraubte Skulptur war am Samstag in einem Wald in Niederösterreich gefunden worden, nachdem der Täter gestanden und die Polizei zu dem Versteck geführt hatte. Das Salzfass ist während des Diebstahls leicht beschädigt worden und soll nun restauriert werden. Der Saliera-Räuber, ein 50-jähriger, selbstständige Alarm-Techniker, sitzt inzwischen in Untersuchungshaft.

Die Wiener Staatsanwaltschaft bezweifelte am Montag, dass der Mann das kunsthistorisch einmalige Stück am 11. Mai 2003 wirklich spontan und in betrunkenem Zustand aus dem Museum gestohlen habe. «Schwer alkoholisiert kann er nicht gewesen sein. Sonst hätte es ihn ja vom Gerüst runter geworfen», sagte Sprecher Ernst Kloyber. Dem Dieb droht eine Freiheitsstrafe von bis zu zehn Jahren.

Gegen seine Aussage, der Diebstahl sei eher das Ergebnis beruflicher Neugier gewesen, spreche auch, dass er im vergangenen Herbst ein Lösegeld in Höhe von 20 Prozent des Schätzwertes der «Saliera» forderte. Dies sei der unter Hehlern übliche Betrag für ein Lösegeld, sagte der Sprecher. Im Übrigen habe der geständige Täter 1000 Tage Zeit gehabt, um die «Saliera» unerkannt zurückzugeben.

Der Dieb hatte selbst Kontakt mit der Polizei aufgenommen, nachdem diese am vergangenen Freitag sein in einem Wiener Handy-Laden von einer Überwachungskamera aufgenommenes Bild in den österreichischen Medien veröffentlicht hatte. Die Ermittler waren nach Handy-Kontakten mit dem Täter im Oktober und November auf den Laden gestoßen, in dem er die SIM-Karte für sein Mobil-Telefon mit Wertkarte gekauft hatte. «Die Klärung des Falles wäre ohne dieses Videoband nicht oder kaum möglich gewesen», sagte ein Sprecher des Innenministeriums am Montag.

Den Einwand von Kritikern, dass die Video-Überwachung die Persönlichkeitsrechte der Bürger verletze, wies er mit den Worten zurück: «Auch die Sicherheit ist ein Grundrecht. Wir sind immer um Augenmaß beim Spagat zwischen Eingriffen in die persönlichen Rechte und polizeilichen Ermittlungen bemüht.»

Im Kunsthistorischen Museum überprüft ein Expertenteam aus Kuratoren und Restauratoren unterdessen den Zustand der «Saliera». Die wissenschaftlichen Untersuchungen würden einige Zeit dauern, teilte das Museum am Montag mit. (tso/dpa)

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