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Kultur: Ohne Romantik

In Konfrontation mit Violin-Klavier-Sonaten von Robert Schumann und Béla Bartók hätten die "Tre Studi sulla Linea" von Giovanni Bietti vielleicht so wirken können, wie der junge Komponist sich das vorgestellt hatte: als Reflexion der klanglichen Unvereinbarkeit, ihrer Verschmelzungsversuche in der Romantik und deren radikaler Verneinung in der Moderne.Nachdem Boris Berezovsky jedoch seinen Auftritt krankheitshalber hatte absagen müssen, sah Thomas Zehetmair sich im Kleinen Saal des Schauspielhauses plötzlich auf sich und die Violin-Sololiteratur allein gestellt.

In Konfrontation mit Violin-Klavier-Sonaten von Robert Schumann und Béla Bartók hätten die "Tre Studi sulla Linea" von Giovanni Bietti vielleicht so wirken können, wie der junge Komponist sich das vorgestellt hatte: als Reflexion der klanglichen Unvereinbarkeit, ihrer Verschmelzungsversuche in der Romantik und deren radikaler Verneinung in der Moderne.Nachdem Boris Berezovsky jedoch seinen Auftritt krankheitshalber hatte absagen müssen, sah Thomas Zehetmair sich im Kleinen Saal des Schauspielhauses plötzlich auf sich und die Violin-Sololiteratur allein gestellt.Der renommierte Geiger und sein Publikum - gänzlich unerwarteten Klangwelten ausgesetzt - machten gute Miene zum bösen Spiel, nur die "Tre Studi sulla Linea" hatten zwischen Bach und Paganini auf einmal keine sinnvolle Aussage mehr.Vielmehr verbreiteten Endlos-Bänder aus Sekundvorhalten, zirpende Repetitionen und chromatische Läufe, im vom Komponisten gespielten Klavier zum Cluster zusammengeballt und systematisch durch extreme Lagen und Dynamikstufen geschickt, ziemliche Langeweile.

Paganinis "Vier Capricen" für Violine solo Opus 1 hätten die virtuose Entschädigung sein können, wenn Thomas Zehetmair nicht auch hier für Einseitigkeit gesorgt hätte.Die neckischen Sprünge über alle Lagen, die Oktaven und rasanten Arpeggien beherrscht er selbstverständlich, doch sein Ton hat den überredenden Charme, den vibrierenden Schmelz eingebüßt.Hart und scharf klingt vor allem alles Akkordische, Intensität zwar, die jedoch kaum einmal differenziert wird.Dynamische und agogische Differenzierungen prägen zwar Zehetmairs Bach-Interpretation - hier der g-Moll-Sonate und d-Moll-Partita -, doch auch hier stört der starre, harte Ton, der die antiromantische Vibratolosigkeit nicht durch Sensibilität ausgleicht, sondern durch manierierten Einsatz Bach zur trockenen, unsinnlichen "alten Musik" degradiert.

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