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Kultur: Oper als Endspiel

Schöner Satz in einem Opernführer über den „Tannhäuser“: „Noch hat Wagner die Opernbrille nicht völlig abgelegt, so dass wir es auch hier mit einem Werk des Übergangs zu tun haben.“ Musikalisch-dramaturgisch kann das stimmen.

Schöner Satz in einem Opernführer über den „Tannhäuser“: „Noch hat Wagner die Opernbrille nicht völlig abgelegt, so dass wir es auch hier mit einem Werk des Übergangs zu tun haben.“ Musikalisch-dramaturgisch kann das stimmen. Übergänge sind so schwierig wie angenehm, sie öffnen Räume. Aber wenn Politik im Spiel ist – und wann wäre das in der Berliner Opernlandschaft einmal nicht der Fall –, beschlägt die Brille schnell. Oder sie schärft den Blick. Man sieht, was man sehen will.

Die „Tannhäuser“-Premiere am Sonntag in der Deutschen Oper steht unter besonderer Beobachtung. Es inszeniert die Intendantin Kirsten Harms, und es geht für sie um die Karriere. Wird ihr Vertrag verlängert oder nicht? Seit einiger Zeit kursieren Namen für die Bismarckstraße. Bernd Loebe zum Beispiel. Aber er wird an der Oper in Frankfurt am Main bleiben. Presseberichte über ein mögliches Berliner Interesse haben ihm zu Hause bei Verhandlungen mit der Stadtverwaltung sehr geholfen. Oder Gé rard Mortier. Er war nach dem gescheiterten Engagement in New York frei und wohl auch an Berlin interessiert, geht aber nach Madrid. Wenn sie es wollen, müssen Berlins Kulturpolitiker weitersuchen auf dem ziemlich leer gefegten Transfermarkt für Opernintendanten. Die Barenboim’sche Staatsoper braucht ja auch einen neuen Sous-Chef. Wo sind die Kandidaten, mit denen sich die Geschichte nicht wiederholt!?

Wenn der Lappen heute hochgeht in der Deutschen Oper, stehen die kulturpolitischen Gespenster in den Kulissen. Es ist ungemein schwer, zumal für Künstler, sich davon frei zu machen, und fair ist es auch nicht. Aber mit ihrer zurückhaltenden, vornehm weltabgewandten Art ist Kirsten Harms eine Hauptakteurin in diesem fiesen Spiel. Und es hat natürlich auch etwas Unterhaltsames. Kulturpolitik in Berlin genießt stets allerhöchste Aufmerksamkeit.

Regisseure reisen nach der Premiere ab, sie wachsen mit Buhrufen nur. Intendanten bleiben bis auf Weiteres. Sie haben immer „Sängerkrieg“, nicht nur auf der Wartburg. Es ist ja jene Wagner-Oper mit dem grünen Stab und dem „Venusberg“, die uns da bevorsteht. Der vor Liebe blinde Tannhäuser stürzt am Ende tief, aber er fällt weich.

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