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Oper: Unendliche Räume, chromatische Figuren

Komische Oper Berlin: Saisonabschluss mit einem neutönenden Orchesterwerk von Christian Jost.

Wer hat Angst vor Neuer Musik? Christian Jost scheint einen Weg gefunden zu haben, komplexe Aussagen mit klanglicher Sinnfälligkeit zu servieren. Ob das Klarinettenkonzert „Heart of darkness“ bei den Philharmonikern, die Choroper „Angst“ oder der „Hamlet“ an der Komischen Oper – der dortige “composer in residence” dürfte zurzeit der meistgespielte Neutöner Berlins sein. Generalmusikdirektor Carl St. Clair bringt auch in seinem Saisonabschlusskonzert ein Orchesterwerk Josts, und der 46-jährige Komponist findet Verbindungslinien zum Altvertrauten: Seine intergalaktische Klangreise „Astralis” teilt mit Bruckners Sinfonie Nr. 7 die instrumentale Besetzung, und mit dem Sujet sucht der Komponist Parallelen zur Religiosität des Spätromantikers.

Es entstehen Vorstellungen vom unendlichen Raum, wie er Jost seit seiner Kindheit fasziniert: durch chromatische Figuren; durch sich annähernde und als ihr eigenes Echo zerplatzende Dreiklangatome; durch Melodieandeutungen, die sich zum Schluss strahlend im Ur-Ton A vereinigen. Und doch bleibt all das in der Darbietung durch das Orchester der Komischen Oper im Illustrativen stecken. Kosmische Größe entfaltet Anton Bruckners „Siebente“, deren Erfindungsreichtum ebenso Sternenstaub anhaftet, wie sie im Trauergesang zum Tode Richard Wagners ihre zutiefst menschliche Dimension offenbart. St. Clair geht das monumentale Werk mit Detailfreude an, der der große Atem für seine Steigerungen nicht fehlt.

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