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Orhan Pamuk: Autor zwischen Orient und Okzident

Pamuks Werk handelt von einer Türkei, die hin und her gerissen ist zwischen Islam und westlicher Moderne. Im Jahr 2006 erhielt der Schriftsteller den Literaturnobelpreis.

Istanbul - Der 54-jährige türkische Schriftsteller Orhan Pamuk hat sich vor allem mit historischen Romanen weltweit einen Namen gemacht. In seinen Werken geht es immer wieder um das heute hoch aktuelle Thema Identitätsverlust in einer Kultur, die zwischen Orient und Okzident zerrissen ist. Seine bislang neun Bücher, unter denen "Die Weiße Festung" (1995), "Mein Name ist Rot" (1998) und "Schnee" (2002) die bekanntesten sind, wurden in mehr als 30 Sprachen übersetzt und mit internationalen Preisen ausgezeichnet. Im Jahr 2006 erhielt Pamuk den Literaturnobelpreis.

2005 bekam Pamuk den Friedenspreis des Deutschen Buchhandels mit der Begründung, er gehe wie kein anderer Dichter den historischen Spuren des Westens im Osten und des Ostens im Westen nach. Zu brisanten politischen Themen und Problemen seines Landes, wie dem Kurdenkonflikt oder dem EU-Beitritt, hat Pamuk stets offen Stellung bezogen. Er solidarisierte sich auch als einer der Ersten mit dem 1995 angeklagten kurdischen Schriftsteller Yasar Kemal und verteidigte Salman Rushdies "Satanische Verse".

Für einen Einschnitt in sein Leben sorgte sein vielbeachteter Roman "Schnee" - "mein erster und letzter politischer Roman", wie der Autor betonte. Pamuk wurde von türkischen Nationalisten angegriffen und wegen "Herabwürdigung des Türkentums" vor Gericht gestellt, weil er in einem Interview davon gesprochen hatte, dass in der Türkei "eine Million Armenier und 30 000 Kurden umgebracht" worden seien. Das Verfahren wurde Anfang des Jahres eingestellt.

Der am 7. Juni 1952 in Istanbul geborene Schriftsteller wuchs in einer gutbürgerlichen Familie auf und wollte ursprünglich Maler werden. Er studierte Architektur und Journalismus, bevor er mit 24 Jahren unter dem Einfluss der Geschichte des modernen europäischen Romans mit dem Schreiben begann.

Seinen eigenen Stil, wie er vor allen in seinen historischen Romanen zum Ausdruck kommt, fand Pamuk mit dem Rückgriff auf die an Bildern reiche islamisch-orientalische Erzähltradition. Drei Jahre lebte Pamuk mit seiner Frau in die USA, kehrte dann wieder in seine Heimatstadt zurück, "weil ich mir ein Leben woanders als in Istanbul nicht vorstellen kann". Das geschiedene Paar hat eine Tochter. (tso/dpa)

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