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Kultur: Orientalische Ballade

In Asterix-Heften sind Nubier durchgehend als pechschwarze stolze Sklaven mit wulstigen Lippen und großen Kulleraugen gezeichnet.Dieser Groteske widerspricht das Aussehen des nubischen Sängers Mohammed Mounir mit seinem schmallippigen Lächeln.

In Asterix-Heften sind Nubier durchgehend als pechschwarze stolze Sklaven mit wulstigen Lippen und großen Kulleraugen gezeichnet.Dieser Groteske widerspricht das Aussehen des nubischen Sängers Mohammed Mounir mit seinem schmallippigen Lächeln.Auch seine Hautfarbe ist, gemessen an den Vorgaben Uderzos, strahlendweiß.Zwar besitzt Omar Sharif einen helleren Teint, doch Mounir dürfte in seiner Heimat inzwischen der bekanntere Ägypter sein.Das liegt an den X-Millionen verkaufter Musikkassetten des Popstars, ist aber auch den Filmen geschuldet, die Mounir unter der Regie von Youssef Shahin zum ägyptischen Kinostar Nummer Eins gemacht haben.Damit verkörpert er den kulturellen Triumph der nubischen Bevölkerung, die seit dem Bau des Assuan-Staudamms gezwungen wurde, entweder in den Sudan oder nach Kairo umzusiedeln.Musikalisch stellt diese altägyptische Volksgruppe ein Bindeglied zwischen arabischen und schwarzafrikanischen Traditionen dar.Darin läßt Mounir moderne Einflüsse wie Funk, Rock, Pop und Reggae aufgehen.Im Haus der Kulturen der Welt ist der schlanke Sänger mit sieben Mann Verstärkung angetreten und haucht seine inbrünstigen Balladen mit den kehligen Lauten des Arabischen in die Fangemeinde vom Nil.Die ist außer sich vor Freude, tänzelt, feiert das Idol mit erhobenen Feuerzeugen und Sprechchören.Daß der Sound im harten Betonfoyer wie eine übersteuerte orientalische Schaubude in die Ohren fährt, fällt dabei nicht ins Gewicht.Schließlich hätte auch Numerobis, der linkisch-geniale Baumeister in "Asterix und Kleopatra", keine bessere Konzerthalle entwerfen können.

ROMAN RHODE

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