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Ostküsten-Klassiker: Feilen bis es funkelt

Steely Dan in Berlin: Nach unsteten Solokarrieren beglücken die zwei der größten Stubenhocker der Popgeschichte alte und neue Fans nun mit einem ihrer Konzerte, die ungefähr so selten sind wie eine Sonnenfinsternis.

Musik wie diese wird heutzutage nicht mehr hergestellt. Zwischen 1972 und 1980 produzierten Steely Dan unter verschwenderischen Bedingungen sieben LPs, die in vielerlei Hinsicht eine musikalische Essenz der siebziger Jahre darstellen. Hinter der Band steckten Donald Fagen und Walter Becker, zwei von der Ostküste stammende Songschreiber, die in inniger Hassliebe mit ihrer Wahlheimat L. A. verbunden waren. Ihre mit ätzendem Zynismus getränkten Texte reflektierten den Ekel vor einem hedonistischen Westcoast-Lifestyle, dessen persönlichkeitszersetzenden Oberflächenreize zu ihrer eigenen Lebenswelt geworden waren.

Mit einem Heer von hoch bezahlten Studioassen gelang es Becker und Fagen, perfekte Formen für ihre poetischen Nihilismen zu modellieren. Songs wie „Dirty Work“, „Doctor Wu“ oder „Rikki don’t lose that Number“ erstrahlen auch heute noch in zeitlos lässiger Eleganz. Kaum zu glauben, dass ihre Urheber ein paar mürrische Mittzwanziger mit legendär exzessivem Drogenkonsum waren. Die in monatelangen Sessions zurechtgefeilten Arrangements waren in ihrer lupenreinen Schönheit und der zwischen Jazz, Folk, Reggae und Rock ausbalancierten Ökonomie der Mittel zwar das genaue Gegenteil zeitgenössischer Progrock-Auswüchse, wurden aber ebenso wie diese zum Feindbild des Punk. 1980 lösten Becker und Fagen ihr Arbeitsbündnis erschöpft auf. Nach unsteten Solokarrieren und mäßig begeisternden Comebackalben beglücken zwei der größten Stubenhocker der Popgeschichte alte und neue Fans nun mit einem ihrer Konzerte, die ungefähr so selten sind wie eine Sonnenfinsternis. Jörg Wunder

Zitadelle Spandau, So 15.7.,

20 Uhr, ab 52 € DN481

Jörg W, er

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