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Cover von "Lauras Verschwinden im Schnee".

© Cover Promo / Aufbau Verlag

Pasi Ilmai Jääskeläinen: „Lauras Verschwinden im Schnee“: Vom Schneesturm verschluckt

Zwischen Wirklichkeit und Literatur: Pasi Ilmari Jääskeläinens gibt mit seinem Roman „Lauras Verschwinden im Schnee“ ein finnisches Rätsel auf.

Dass die Literatur alles sein kann, von einem Spiel bis hin zu einer realen Bedrohung, die unser Leben verändern kann – das wissen wir ja bereits, seit es Bücher gibt. Der 1966 geborene Pasi Ilmari Jääskeläinen, der in verschiedenen Genres, darunter auch Science Fiction und Fantasy zu Hause ist, schlägt in seinem Roman „Lauras Verschwinden im Schnee“ eine weitere Volte. Alles beginnt damit, dass die junge Lehrerin Ella in ihr Heimatstädtchen Hasenhausen (?!) zurückkehrt. Der Literaturaufsatz eines Schülers macht Ella zunächst ärgerlich, dann aber neugierig: Jener Schüler hat in seiner Zusammenfassung von Dostojewskis „Schuld und Sühne“ den Roman mit einem völlig neuen Ende versehen. Und dieses Ende hat er sich nicht ausgedacht, es steht vielmehr tatsächlich in der Romanausgabe, die der Junge in der städtischen Bibliothek entliehen hat.

Jääskeläinen bringt die Realität ins Schwanken

Ella forscht nach und stößt auf weitere Fälle rätselhafter Literaturumschreibungen. Ingrid Katz, die Bibliothekarin, scheint mehr zu wissen. Frau Katz ist auch Schriftstellerin und Mitglied einer Vereinigung von Autoren, die aus neun Mitgliedern besteht und bereits in Kinderjahren von der nicht minder mysteriösen Schriftstellerin Laura Hermelin gegründet wurde. Eines Tages wird Ella zum zehnten Mitglied der Vereinigung ernannt, doch am Abend ihrer Aufnahme sucht ein Schneesturm das Haus von Laura Hermelin heim, und die Starautorin verschwindet in einer weißen Wolke.

Der Boden der Realität in Jääskeläinens Roman ist schwankend, die Grenzen zwischen Literatur und Wirklichkeit verschwimmen zusehends. Was hat es mit dem seltsamen Spiel auf sich, das zu den Ritualen der Gesellschaft gehört? Was ist mit dem ursprünglichen 10. Mitglied geschehen? Wo ist Laura Hermelin geblieben? Hin und wieder überdreht Jääskeläinen sein Karussell an Einfällen und Metaebenen, im Grunde aber stellt er unterhaltsam klar, dass Literatur eine spaßige Sache ist, die man sehr ernst nehmen sollte.

Pasi Ilmari Jääskeläinen: Lauras Verschwinden im Schnee. Roman. Aus dem Finnischen von Angela Plöger. Aufbau Verlag, Berlin 2014. 378 Seiten, 19,95 €

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