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PAUKEN & Trompeten: Blick zurück mit Horn

Jörg Königsdorf über die Schönheit ventilloser Blasinstrumente

Beim Klang des Naturhorns ging Johannes Brahms das Herz auf: Obwohl das Instrument zu seinen Zeiten längst vom praktischeren Ventilhorn abgelöst war, hing Brahms an dem aus der Mode gekommenen Vorgänger. Dessen weicher, warmer, nach deutscher Romantik und seliger Waldeinsamkeit klingender Ton war es, der ihn zu seinem Horntrio inspirierte, und eine gerade erschienene Einspielung mit dem Hornisten des Freiburger Barockorchesters, Theunis van der Zwart, zeigt, dass in diesem Fall erst das richtige Instrument die Schönheit der Musik zur Geltung bringt.

Tatsächlich ist das Naturhorn ein gutes Beispiel dafür, dass historische Instrumente der Musik nicht bloß eine aparte Klangfarbe verleihen, sondern oft auch ganz ursächlich mit der beabsichtigten Wirkung verbunden sind. Das dürfte auch im Fall der Sonate für Horn und Klavier nicht anders sein, die Beethoven 1800 für den Virtuosen Giovanni Punto schrieb – schon die Wahl des Hammerflügels schafft hier einen intimen Rahmen, in dem das Horn nicht nur schmettern, sondern auch singen kann.

Schon mit modernen Instrumenten ist dieses Beethoven’sche Unikum selten zu hören. Die Chance aber, das Stück in historisch getreuer Aufführung zu hören, gibt es nur alle paar Jahre. Bei ihrer Matinee heute um 11 Uhr im Musikinstrumentenmuseum (Tiergartenstraße 1) kombinieren Thomas Müller (Naturhorn) und Edoardo Torbianelli (Fortepiano) die Beethoven-Sonate mit Werken von Carl Czerny, Franz Danzi und Carl Maria von Weber.

Letzterer war mit seinem „Freischütz“ wohl der Hauptverantwortliche dafür, dass das Horn zur Stimme der deutschen Romantik wurde. Neben Bruckner natürlich, der in seiner „Romantischen“ die berühmteste Hornstelle überhaupt schrieb. Passenderweise steht das Stück am Mittwoch (Philharmonie) und Donnerstag (Konzerthaus) auf dem Programm der Staatskapelle unter Daniel Barenboim.

Eigentlich hätte direkt auf Barenboims Bruckner eine Interpretation der „Romantischen“ von Altmeister Bernard Haitink mit den Berliner Philharmonikern folgen sollen. Leider hat der holländische Maestro jedoch krankheitshalber absagen müssen. Einspringer David Zinman hat das Programm geändert und dirigiert bei den Philharmoniker-Konzerten am Donnerstag, Freitag und Samstag nun Beethovens Siebte. Selbstverständlich mit Ventilhörnern.

Jörg Königsdorf

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