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PAUKEN & Trompeten: Dank der Pfeffersäcke

Jörg Königsdorf entdeckt Barockschätze des Nordens

Das Urteil, das der Musikjournalist Joachim Mischke in seinem jüngst erschienenen Führer „Hamburg Musik!“ über die musikalische Andenkenpflege seiner Heimatstadt fällt, ist ernüchternd. An Georg Philipp Telemann und Carl Philipp Emanuel Bach erinnerten bis heute nur Gedenktäfelchen, und das, obwohl beide Komponisten zu den Großen des 18. Jahrhunderts gehören und jahrzehntelang das Hamburger Musikleben prägten.

Tatsächlich schien es lange, als sei die Wiederentdeckung der Alten Musik an Hamburg vorbeigegangen. Selbst die Wiederentdeckung des Repertoires der Hamburger Barockoper fand anderswo statt: an der Lindenoper zum Beispiel, die Reinhard Keisers „Croesus“ wiedererweckte, oder durch die Berliner Akademie für Alte Musik, die mit ihrer CD „Ouvertüren für die Hamburger Oper“ in den US-Klassikcharts landete. Doch seit einiger Zeit gibt es Hoffnung für Telemann und Co: Mit personeller Unterstützung aus Bremen und Berlin hat sich dort das Elbipolis Barockorchester formiert und sorgt dafür, dass die Hamburger ihre Barockmusik endlich selbst auf erstklassigem Niveau erleben können.

Zwei CDs hat das Ensemble bereits aufgenommen, die zuletzt erschienene mit dem launigen Titel „Musik der Hamburger Pfeffersäcke“ (Raumklang) und Musik von Telemann, Keiser und Händel zeigt, dass die Musiker einen eigenen Stil gefunden haben: nicht ganz so forsch wie die Berliner, aber tadellos distinguiert. Diese Tugenden dürften auch dem englischen Programm gut zustattenkommen, mit dem die Elbipolisten am Freitag im Radialsystem gastieren. Unter dem Titel „The British Worthy“ hat das Ensemble für sein Nachtkonzert Musik von Matthew Locke, John Blow und Henry Purcell vereint, darunter auch Ausschnitte aus Purcells „King Arthur“, dessen bibbernde Frostszene das bekannteste Stück britischer Barockmusik ist.

Jörg Königsdorf

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