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PAUKEN & Trompeten: Das Weib als Klang

Ringvorlesungen sind die Paradiesgärten in der Welt der akademischen Veranstaltungen. Die Last der Lehre trägt nicht eine Person allein.

Ringvorlesungen sind die Paradiesgärten in der Welt der akademischen Veranstaltungen. Die Last der Lehre trägt nicht eine Person allein. Sie verteilt sich stattdessen auf viele Schultern, weil für jede Einzelvorlesung eine neue illustre Lehrkraft ans Katheder tritt. Der wöchentliche Wechsel von Person und Methode bietet die Chance, genuin interdisziplinär vorzugehen. Wer im nun beginnenden Sommersemester eine vollständige Vorlesungsreihe miterlebt, wird im Hochsommer tatsächlich umfassend informiert und gebildet auf ein Thema blicken können. Zum Beispiel auf die Frage nach der deutsch-jüdischen Kultur und der Musik. Die Forschungsstelle „Exil und Nachkriegskultur“ an der Universität der Künste gestaltet diese Ringvorlesung, deren erste Ausgabe am kommenden Dienstag stattfindet, gemeinsam mit dem Philharmonischen Chor und dem Zentrum Jüdische Studien Berlin-Brandenburg. An diesem ersten Abend wird die Kulturwissenschaftlerin Christina von Braun über Das Weib als Klang. Musik und Geschlecht bei Richard Wagner und Franz Schreker sprechen. Spätere Sitzungen der Ringvorlesung widmen sich Figuren wie Eisler oder Schönberg, deutsch-jüdischen Ausbildungswegen, jiddischer Musik in Bergen-Belsen oder dem Judentum in der Musikpublizistik nach 1945. Der wohl wichtigste musikalische Termin für die Reihe ist die Wiederaufführung der Großen Messe von Werner Braunfels, der 1918 zum Katholizismus konvertiert war und von den Nazis als „Halbjude“ aus dem Amt als Direktor der Kölner Musikhochschule gejagt wurde; ab Donnerstag ist in der Universitätsbibliothek die Ausstellung Walter Braunfels – Wiederentdeckt zu besichtigen, am 1. Mai singt der Philharmonische Chor die Große Messe in einem Konzert.

Schon am 22. April startet an der Universität der Künste übrigens eine zweite Ringvorlesung. Das Netzwerk der dortigen Juniorprofessorinnen wendet sich dem Thema Kunst und Gender zu und wird im Laufe der kommenden Wochen mit Ausflügen zu Beyoncé, zur „Intersektionalität von Gender und Race“ und zu der Staropernsängerin Wilhelmine Schröder-Devrient (1804-1860) selbstverständlich auch Fragen musikalischer Art berühren.

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