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PAUKEN & Trompeten: Drei Herren blasen Kerzen aus

Jörg Königsdorf über eine glückliche Sternenkonstellation

Im Juli 1927 muss eine besondere Sternenkonstellation geherrscht haben: Mit Kurt Masur, Herbert Blomstedt und Michael Gielen erblickten gleich drei große Dirigenten das Licht der Welt. Und die Sterne garantierten für die Juligeborenen offenbar nicht nur Musikalität, sondern auch eine gute Konstitution. Alle drei schwingen auch mit 80 noch den Taktstock – beim Saisonabschluss des Deutschen Symphonie-Orchesters vor zwei Wochen wirkte Herbert Blomstedt nachgerade wie ein agiler Mittsechziger.

Von den dreien ist Michael Gielen derjenige, der Berlin seit der Wende am stärksten verbunden war. An der Staatsoper gehört er seit seinem legendären „Pelleas“ mit Ruth Berghaus zum festen Dirigentenstamm, und das Konzerthausorchester hat er in den letzten zehn Jahren nicht weniger geprägt als die jeweiligen Chefdirigenten. Dass es mit einer Chefposition in Berlin nie geklappt hat, liegt auch daran, dass er sich stets dem SWR-Sinfonieorchester verbunden fühlte, das er von 1986 an leitete. Insofern spiegelt es die Präferenzen des Dresdners recht gut, wenn das Berliner Jubiläumskonzert zu Gielens 80. morgen Abend zwar im Konzerthaus stattfindet, aber vom SWR-Orchester unter seinem Nachfolger Sylvain Cambreling bestritten wird. Cambreling und Gielen verbindet das Interesse für neue und neueste Musik – eine Uraufführung (von Vinko Globokar) ist in dem ansonsten aus Klassikern der Moderne kurzweilig zusammengestellten Festprogramm selbstverständlich.

Unbedingt empfehlenswert ist der Abend allerdings auch aus einem anderen Grund: Solist in Olivier Messiaens wunderbarem Klavierkonzert „Reveil des oiseaux“ ist der Franzose Roger Muraro, einer der besten Pianisten für diese Musik, den es gibt. Ein Zyklus wie die „Vingt Regards“ wird unter den Riesenhänden Muraros zum eruptiven Elementarereignis.

Jörg Königsdorf

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