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PAUKEN & Trompeten: Facelifting für eine Großstadt

Wohl kein Kunstwerk spiegelt besser den Aufbruchsgeist wider, der diese Stadt in den zwanziger Jahren durchpulst haben muss, als Walter Ruttmanns Doku-Opus Berlin – Die Sinfonie der Großstadt. Konzipiert, als die Weimarer Republik gerade aus dem Gröbsten heraus zu sein schien, ist der Klassiker ein Hymnus an das moderne urbane Leben: Die Stadt als vitaler, kräftig wachsender Organismus, als Ort, wo jedermann ständig in Bewegung ist – im Vergleich mit den wimmeligen Verkehrsszenen, die Ruttmann damals abfilmte, wirkt das Berlin des 21.

Wohl kein Kunstwerk spiegelt besser den Aufbruchsgeist wider, der diese Stadt in den zwanziger Jahren durchpulst haben muss, als Walter Ruttmanns Doku-Opus Berlin – Die Sinfonie der Großstadt. Konzipiert, als die Weimarer Republik gerade aus dem Gröbsten heraus zu sein schien, ist der Klassiker ein Hymnus an das moderne urbane Leben: Die Stadt als vitaler, kräftig wachsender Organismus, als Ort, wo jedermann ständig in Bewegung ist – im Vergleich mit den wimmeligen Verkehrsszenen, die Ruttmann damals abfilmte, wirkt das Berlin des 21. Jahrhunderts nachgerade geruhsam. Als kulturelles Pflichtprogramm für jeden Neuberliner gehört der Film natürlich zum Kernrepertoire der Programmkinos. Bislang hatten alle Aufführungen jedoch ein gravierendes Manko: Obwohl Ruttmanns Werk bereits im Titel seinen sinfonischen Anspruch proklamiert, war die Filmmusik von Edmund Meisel nur im Klavierauszug überliefert – die „Sinfonie“ war damit oft nur ein kammermusikalisches Ereignis. Und an Meisel, der zwei Jahre zuvor mit seiner Musik zu Eisensteins „Panzerkreuzer Potemkin“ Weltruhm erlangt hatte, blieb der Verdacht haften, für die „Sinfonie“ nur Zweitklassiges geliefert zu haben.

Den Jahrestag der Uraufführung am 24. September 1928 hat Arte nun zum Anlass genommen, Meisel Gerechtigkeit widerfahren zu lassen, und den Komponisten Bernd Thewes mit einer Reorchestrierung des Klavierauszugs beauftragt. Parallel dazu wurden auch das Filmmaterial aufpoliert und die bisherige, 1987 erstellte Fassung mit Material kombiniert, das im DDR-Filmarchiv vorhanden war: Tatsächlich wirkt die neue, als habe man sie von einem Grauschleier befreit. Berlin strahlt wieder in neuem Licht.

Zwar kann man das Ergebnis der Rekonstruktion am 30. November auch auf Arte sehen und hören, aber ihre volle Entwicklung entfaltet die Musik natürlich nur, wenn sie live von einem großen Orchester gespielt wird. Die auf lange Sicht vermutlich einzige Möglichkeit dazu gibt es am Montagabend im Friedrichstadtpalast: Zur 80. Filmgeburtstagsfeier spielt das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin, das in der letzten Woche die Filmmusik aufgenommen hat, live unter der Leitung von Frank Strobel.

Jörg Königsdorf sieht Berlin in neuem Licht

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