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PAUKEN & Trompeten: So hoch, so tief

Jörg Königsdorf über ein Ausnahmetalent mit zwei Stimmen.

Schuld war Jimmy Somerville. Dessen Falsettstimme brachte Hagen Matzeit vor 15 Jahren auf die Idee, es auch mal mit den hohen Tönen zu versuchen. Zum Spaß sang er in Ost-Clubs die Hits des Britpoppers nach, während er tagsüber an der Hanns-Eisler-Hochschule sein Studium als Bariton absolvierte. Inzwischen ist er als Countertenor gefragter als mit seiner Bruststimme. In Berlin konnte man ihn nicht nur im „Theseus“ an der Komischen Oper, sondern auch schon im Friedrichstadtpalast erleben. Mit den Grenzen zwischen E- und U-Musik hat Matzeit, der mit seinem Bruder auch Film- und Theatermusiken komponiert hat, keine Probleme. Countertenöre bewegen sich sowieso in einer Zone, die der Pop-Musik gar nicht unähnlich ist: Der Weg von einer Händel-Arie zum Pop ist kurz, und wie chartskompatibel eine Melodie wie „Lascia ch’io pianga“ ist, haben Coverversionen von Barbra Streisand und anderen bewiesen. Für Sänger wie Matzeit eröffnet das ein weites Spielfeld: Die verjazzten Endloskoloraturen, mit denen er bei seinem „Casanova“-Auftritt abräumte, und die Zutaten, mit denen er seine Bravourarie im zweiten Teil des „Theseus“ aufpeppte, lassen E und U jedenfalls ganz eng zusammenrücken.

Seine Zweistimmigkeit ist für Matzeit eine Zusatzkompetenz, die Komponisten gerne zur Vertonung gespaltener Persönlichkeitszustände nutzen. Beim Deutschen Kammerorchester wird Matzeit am 26.12. neben Vivaldis „Nisi Dominus“ im Kammermusiksaal auch eine weihnachtliche Eigenkreation und einen Gospel-Song singen. Mit welcher Stimme, wird natürlich nicht verraten.

Jörg Königsdorf

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