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PAUKEN & Trompeten: Tausche Taktstock gegen Tasten

Jörg Königsdorf über einen risikofreudigen Dirigenten

Die Konkurrenz für Daniel Barenboim wächst: Nachdem schon Simon Rattle bei kammermusikalischen Auftritten gezeigt hat, dass er nicht nur dirigieren, sondern auch Klavier spielen kann, profiliert sich jetzt auch Ingo Metzmacher als Pianist. Gleich zwei Mal wollte sich der Chef des Deutschen Symphonie-Orchesters in diesem Monat an die Tasten setzen: Montag sollte er Matthias Goerne bei einem Schubert-Recital im Kammermusiksaal begleiten – das gestern wegen einer Erkrankung des Sängers jedoch abgesagt werden musste – und am 22. März wird Metzmacher am gleichen Ort den Klavierpart in Messiaens „Quatuor pour le fin du temps“ übernehmen. Mutig: Metzmacher gibt damit die Aura der Unfehlbarkeit auf, hinter die sich jeder Dirigent zurückziehen kann. Denn wenn im Sinfoniekonzert etwas schiefgeht, sind ja erstmal die Musiker schuld. Vermutlich liegt aber gerade darin die beabsichtigte Symbolwirkung: Ein Dirigent, der das Risiko eingeht Fehler zu machen, signalisiert, dass er keine genialische Aura verbreiten, sondern einfach ein normaler Musiker sein will. Und ein Dirigent, der Kammermusik macht, zeigt, dass die Fonstärken einer Mahler-Sinfonie für ihn nicht alles sind, sondern dass er auch mit dem verinnerlichten Ton eines Schubert-Lieds glücklich sein kann. Und das ist nicht nur musikalisch, sondern vor allem sympathisch.

Jörg Königsdorf

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