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PAUKEN & Trompeten: Wagner kann warten

Eigentlich war die Fachpresse Ende Januar zur „Tannhäuser“-Premiere nach Halle gekommen, um den Norweger Lars Clevemann zu hören, der die Titelrolle im nächsten Jahr auch in Bayreuth singen soll. Doch das Ereignis des Abends war – überraschend – nicht der lautstarke Rompilger, sondern sein stillerer Konkurrent.

Eigentlich war die Fachpresse Ende Januar zur „Tannhäuser“-Premiere nach Halle gekommen, um den Norweger Lars Clevemann zu hören, der die Titelrolle im nächsten Jahr auch in Bayreuth singen soll. Doch das Ereignis des Abends war – überraschend – nicht der lautstarke Rompilger, sondern sein stillerer Konkurrent. Sebastian Noack sang bei seinem Wagner-Debüt den Wolfram von Eschenbach so innig und berückend, dass er diesen Sängerkrieg auf der Wartburg eigentlich hätte gewinnen müssen.

Lange hat der Berliner Bariton gewartet, bis er sich auf die Oper eingelassen hat: Schon 14 Jahre ist es her, dass er den Bundeswettbewerb Gesang gewonnen hat – und das Stipendium des WagnerVerbands, das er ebenfalls schon 1996 erhielt, verstand er offenbar als eher langfristiges Investment. In der Zwischenzeit hat Noack lieber Oratorien und vor allem Lieder gesungen: Zusammen mit dem Liedpianisten Manuel Lange hat er in Berlin die Reihe „Meisterlied“ ins Leben gerufen, die inzwischen fest im Musikinstrumenten-Museum installiert ist. Die intensive Beschäftigung mit dem deutschen Kunstlied von Schubert bis Hugo Wolf war auch bei seinem Wagner-Debüt zu hören, in der textdeutlichen, facettenreich charakterisierenden Aussprache ebenso wie in der bei allem Volumen immer noch lyrisch-klangschönen Höhe – fast glaubte man, den jungen FischerDieskau zu hören, bei dem Noack auch mehrere Meisterkurse besucht hat.

Mit der Wagner-Karriere wird es, so hört man, bald weitergehen, hoffentlich auch irgendwann in Berlin. Vorderhand aber veranstaltet Noack erst mal seinen eigenen Sängerkrieg. Lange Nacht des Liedes heißt der Abend, den er und seine Mitsinger (Anna Korondi, Judith Kamphues und Lothar Odinius) am Sonnabend im Musikinstrumenten-Museum Robert Schumann widmen. Ein Marathon, bei dem nicht nur Hits wie die unvermeidliche „Dichterliebe“ und „Frauenliebe und -leben“, sondern auch unbekanntere Liedzyklen, Duette, Gesangsquartette und mit den „Davidsbündlertänzen“ auch ein reines Klavierwerk auf dem Programm stehen. Der Abend ist zugleich die erste von drei „Langen Liedernächten“, die den Jubilaren des Jahres 2010 gewidmet sind – neben Schumann noch Mahler und Hugo Wolf. Das nächste Wagner-Jubiläum ist übrigens im Jahr 2013. Mal sehn, wie Noack das feiert.

Jörg Königsdorf

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