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Ausstellung im Künstlerhaus Bethanien: Peter Krauskopf und der schöne Sog

Das Formenvokabular von Peter Krauskopf besteht aus Linien, Ovalen und breiten Streifen, abstrakt und direkt. Im Künstlerhaus Bethanien sind seine Arbeiten zu sehen.

Er hat sie gewarnt. Der aktuelle Träger des Falkenrot-Preises für Malerei, meinte Christoph Tannert, könne manchem gegen den Strich gehen. Was der Leiter des Künstlerhauses Bethanien damit meint, offenbart die Ausstellung von Peter Krauskopf, die zusammen mit einem Katalog das Preisgeld ist. Krauskopf malt!

So abstrakt und direkt, dass man keine Ironie erkennen kann. Oder den Ehrgeiz, die ästhetischen Qualitäten der Farbe hinter einem bad painting verschwinden zu lassen. Stattdessen arbeiten die großen Formate mit der Sogkraft der Schönheit. Was immer schon verdächtig war und auch Krauskopf angreifbar macht.

Um so mehr beeindruckt die Unbeirrbarkeit des aus Leipzig stammenden Malers. Er studierte dort bis Mitte der neunziger Jahre an der Hochschule für Grafik und Buchkunst und war anschließend Meisterschüler von Arno Rink. Zur selben Zeit, in der Neo Rauch als Assistent für Rink arbeitete. Im Unterschied zu den etablierten Kollegen verzichtet Krauskopf, Jahrgang 1966, in seinen Bildern auf alles Figürliche. Sein reduziertes Formvokabular besteht aus Linien, Ovalen oder breiten Streifen, die als Pinselspur lesbar sind. Wie alles, was der in Berlin lebende Künstler auf seinen Leinwänden tut.

Krauskopf rückt den Faktor Zeit ins Bild

Wo immer Übermalungen stattgefunden haben oder Farbpigmente mit dem Rakel verschoben wurden, lassen sich ihre Spuren verfolgen. Nicht alle: Oft verbergen sich unter den monochrom wirkenden Oberflächen zahlreiche, wieder abgeschliffene Schichten, deren Wirkung Krauskopf erprobt und verworfen hat. So rückt der Faktor Zeit ins Bild. Abstrakt sind die Sujets nur auf den ersten Blick, tatsächlich erzählen sie von den verschiedenen Ebenen ihrer Entstehung. Dazu gehören auch Krauskopfs Vorbilder – die amerikanische Farbfeldmalerei der sechziger Jahre ebenso wie die deutsche Romantik oder die holländischen Malerei des 17. Jahrhunderts, deren Farbkombinationen und malerischen Hintergründe in seinen Kompositionen wieder auftauchen. Nicht ohne Grund sind Krauskopfs Werke in Sammlungen wie dem Kupferstichkabinett oder der Galerie Neue Meister in Dresden vertreten.

Schließlich ist das Abkratzen, Verschieben und Abschleifen der Farbauftrage ein Akt der Zerstörung. Dass daraus etwas Neues, optisch unzweifelhaft Anziehendes entsteht, resultiert nicht aus purer Freude an der Wirkung der Farbe. Sondern aus der Befragung des Mediums, das einem das konzentrierte Sehen wieder beibringen will. So betrachtet trifft der Preis den Richtigen.

Künstlerhaus Bethanien, Kottbusser Straße 10, bis 10. Mai, Di–So 14–19 Uhr

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