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Beethoven, so wie ihn das Musiker-Denkmal im Berliner Tiergarten zeigt

© Mike Wolff

Philharmonischer Salon: Gipfeltreffen

Um die Beziehungen zweier deutscher Geistesgrößen geht es im jüngsten Philharmonischen Salon: Goethe und Beethoven treffen im Kammermusiksaal der Philharmonie aufeinander.

„Zusammengefasster, energischer, inniger habe ich noch keinen Künstler gesehen. Ich begreife recht gut, wie er gegen die Welt wunderlich stehn muss“: So schreibt Goethe nach der ersten Begegnung mit Beethoven an seine Frau Christiane. Es geht um das Treffen „der beiden Sonnen“ (Romain Rolland) 1812 in Teplitz, um das sich Legenden winden. Götz Teutsch, Cellist und kennerischer Literaturliebhaber, betritt mit seinem jüngsten Philharmonischen Salon im Kammermusiksaal das Reich der Klassik. Die erlesene Auswahl der Musik und Texte beleuchtet besonders das Wesen der beiden Künstler, die von Mensch zu Mensch nicht zusammenpassten. Zwei Genies, aber Zeitgenossenschaft ohne Brüderlichkeit.

Das Programm, mit einladenden Requisiten und Möbeln ausgestattet von der Berliner Firma Nowak, versetzt uns in eine Epoche, in der die Größe Goethes und Beethovens noch nicht im Bildungskanon vergoldet ist. Es spannt einen Bogen von den Jahren vor dem berühmten Treffen, als die leidenschaftliche Bettina Brentano den Musiker Beethoven lieb gewinnt, bis zu dessen Bittbrief (1823) an Goethe, der von dem Weimarer Dichterfürsten nicht beantwortet wird.

Dass Dietrich Henschel und Udo Samel zusammen singen, ist eine Novität im Salon, macht sich aber gut – nicht nur in Beethovens Goethelied „Marmotte“, dessen Refrain arme Wanderkinder mit dressierten Murmeltieren auf Trab hält. Der Gesang Henschels hätte Goethe einerseits gefallen können, weil er das „Verdienst der schönen menschlichen Rede“ pflegt. Dazu kommt aber expressive Vortragskunst in Liedern aus „Wilhelm Meister“ oder „Egmont“ und das Pianissimo von „des Todes Freudigkeit“. Wiederum wirkt die Pianistin Cordelia Höfer als Vermittlerin, auch im Klavierquartett mit Mitgliedern des Minetti-Quartetts. Dieses österreichische Ensemble versteht sich darauf, Musik von Beethoven wie mit einem Atem zu realisieren, ein Saitenspiel, in dem vier Seelen wohnen. Musikästhetische Hintergründe könnten einem weiterführenden Salon Spannung geben. Denn Goethe, dessen Ratgeber Reichardt und Zelter waren, notiert in sein Tagebuch: „Abends bey Beethoven. Er spielte köstlich!“
Noch einmal am 16.November, 16 Uhr

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