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Kultur: Polen leuchtet

Gute Filme, wenig Markt: eine Debatte in Berlin.

Schon recht, zurzeit herrscht kein Mangel an polnischem Kino in Berlin. Wenn das Festival „filmPOLSKA“ aber zu Ende ist, sind Produktionen aus Polen wieder die Ausnahme. Dabei werden dort rund 40 Filme jährlich produziert; doch nur zwei davon hatten zuletzt einen deutschen Verleih, weiß Izabela Kiszka-Hoflik vom Polnischen Filminstitut – in diesem Jahr Andrzej Jakimowskis „Imagine“ und Malgorzata Szumowskas „In the Name Of“, der bei der Berlinale den Teddy gewann und gerade beim Frauenfilmfestival in Dortmund ausgezeichnet wurde.

Das ist symptomatisch: Denn auf Festivals sind polnische Filme nahezu so erfolgreich wie die Neue Rumänische Welle. Wie kommt es, dass sie kaum im Kino-Alltag landen? Bei einer Podiumsdebatte „Made in the East – Out of Fashion?“ im Rahmen von „filmPOLSKA“ versuchten vier Herren aus der deutschen Filmbranche sowie Izabela Kiszka-Hoflik dieses Paradox zu ergründen – wobei der aktuelle Knatsch der deutsch-polnischen Kulturbeziehungen („Unsere Mütter, unsere Väter“) erfreulicherweise außen vor blieb. Als Einziger wagt sich der Berliner Verleiher Torsten Frehse (Neue Visionen) an eine scharfe, aus der bitteren Realität des Marktes gewonnenen Analyse. Das schlechte Abschneiden polnischer Filme hierzulande liege auch an ihrer häufig vor allem nationalen Thematik, sagt er. Außerdem empfinde das Publikum cineastisch gefeierte Festivalfilme oft als Langweiler. Sogar, wer die vielgefeierten rumänischen Filme verleihe, betreibe „ökonomischen Selbstmord“.

Für Produzent Heino Deckert ist der – übrigens in beide Richtungen – verengte filmische Grenzverkehr keineswegs eine deutsch-polnische Besonderheit. Neben Hollywood & Co. seien es in ganz Europa nur Filme eigener nationaler Produktion, die noch nennenswerte Marktanteile erreichen. Nur den Franzosen (mit ihren Komödien) oder den Dänen (einst mit Dogma) sei es gelungen, sich als exquisite Marken mit Alleinstellungsmerkmal zu präsentieren. Ähnliches stehe für Polen noch aus.

Andererseits: Ist die Kinoauswertung für viele Filme überhaupt der rechte Maßstab? Christoph Terhechte, Leiter des Berlinale-Forums, verteidigt da lieber vehement das Recht auch minoritärer Produktionen auf ihr Publikum; große und kleine Festivals stünden hier in schöner Verantwortung. Oft sei für viele kleine Filme die Festivalreise schon jetzt der Hauptverwertungsweg. Schafft also viele „ filmPOLSKA“! Silvia Hallensleben

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