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Berliner Hip Hop: Prinz Pi: Zucker für den grünen Affen

Im deutschen Hip Hop ist Prinz Pi eine besondere Erscheinung. Seine Themen sind mediale Verdummung, Paranoia, aber auch Kindheitserinnerungen und verstrahlte Zukunftsvisionen. Dass der Berliner teils übers Ziel hinausschießt, stört wenig - schon gar nicht auf seinem neuen Album "Neo Punk".

Rapper sind Grossmäuler. So auch Prinz Pi: "Die Guten sterben jung, die Besten sterben nie, die Allerbesten bilden einen Fanclub für Pi." Oje, denkt man da, schon wieder einer von diesen selbsternannten Hip-Hop-Helden, die ihre Minderwertigkeitskomplexe mit reflexhaftem Geprotze übertünchen. Doch bei Pi hat der Grössenwahn Methode: Mit ironischem Augenzwinkern hinterm Kassengestell reimte sich der 29-Jährige mit zwei Dutzend Releases zum "besten deutschen Themen-Rapper" (Eigenlob) empor. Kann sein, dass es sogar stimmt. Wenn nicht: egal. Denn Pi kümmert sich nicht um Konventionen - sein Album "Neo Punk" (erschienen am 24.10.) beweist es.

Der Ex-Gymnasiast aus dem (teilweise) noblen Berliner Stadtteil Steglitz packt in die 21 Tracks alles rein, was ihm so durch den Kopf schwirrt: Killerspiele, Koks, Weltverschwörungstheorien und das ganze mediale Störfeuer, das uns täglich die Hirne zersiebt. "Für mich ist Heidi Klum / visuelle Peinigung" - das bringt es einfach auf den Punkt. Sein neues Album ist "politisch, wütend, aggressiv", sagt Pi im Interview mit tagesspiegel.de.

Erklärtes Ziel: Alle Grenzen, auch die musikalischen, will er mit seiner "neuen Punkmusik" überwinden. Hip Hop muss nicht mehr wie Hip Hop klingen, stattdessen zimmert Produzent Biztram auf "Gib dem Affen Zucker" einen brettharten Techno-Beat hinter die Reime. Und auf "Schädelficken" ist es nur noch ein schleifendes Stampfen, das Pis Drogen-Panorama begleitet.

Allerdings finden sich die besten Texte eher in den ruhigeren Stücken. Wie in dem auf federnde Beats gerappten "2030": Hier simuliert Pi, wie sein (noch ungeborener) Nachwuchs wohl mal über die Lebensart der 90er Jahre denken wird.

"Die Kinder fragen Warum habt Ihr weite Jeans getragen? Sie belächeln mein altes iPhone Als wäre es ne Schiefertafel"

Mit wenigen Worten lässt Pi den ganzen iPhone-Hype in sich zusammenbrechen. Aber auch vor der eigenen Musik-Karriere - der Rebell ist inzwischen bei Universal unter Vertrag - macht er nicht Halt:

"Mein Label hat Kreditkarten Jetzt hab ich ein Mietwagen Es gibt viel zu touren Da muss mein Release warten"

Weniger gut funktioniert das Ganze, wenn Pi allzu viele Anspielungen in seine Texte pressen möchte. Die Endzeitvisionen auf "Die alten Götter" wirken einfach nur überladen ("Die alten Götter" hat es schließlich auch nur noch auf die EP geschafft). Aber Pi wäre nicht Pi, wenn er nicht wenigstens versuchen würde, seinen gigantomanischen Anspruch durchzusetzen. Unterhaltsamer als die flachen Reime der Gangsterrapper-Gemeinde sind Pis Lyrics allemal. Fazit: Ohrwürmer und kluge Texte - kaufen.

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