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Junge Menschen zelebrieren uralte Musik: Kitty, Daisy & Lewis.

© Pias

Kitty, Daisy & Lewis – Smoking in Heaven: Die schwierige zweite Platte

Mitreißende Vitalität, unverkennbare Stimmen und ein Sound aus Großvaters Musikbox machten Kitty, Daisy & Lewis 2008 zu viel beachteten Newcomern. Ihr Mix aus Country, Swing und R&B brachte die 50er Jahre in die Clubs zurück. Die Überraschung kommt gleich zu Beginn des neuen Albums "Smoking in Heaven".

Der Opener "Tomorrow" führt einen neuen Rhythmus in die musikalische Welt der drei Geschwister ein: Ska. Verschlurft karibisch beginnt die Platte, auf die die Fangemeinde ganze drei Jahre hatte warten müssen. Das Schlagzeug scheppert herrlich, die Trompete jauchzt. Sommerlich leicht geht es mit "Will I ever" weiter. Dann ein entspannter Blues namens "Baby don’t you know". Auch die folgenden zwei Stücke lassen erahnen, dass "Smoking in Heaven" zum Hit in den Strandbars werden könnte. Leider kommen dann aber auch schwächere Stücke: ein relativ langweiliges Instrumental, ein Song, der wie frisch aus dem Proberaum klingt, ein Gitarrenriff, das sich dreist an T.Rex anlehnt. Plötzlich fliegt das Konzept, das die erste LP so hörenswert gemacht hat, auseinander. Etwas mehr Originalität und Esprit hätte man nach drei Jahren schon erwarten können.

Liegt es daran, dass der Sound der Briten mittlerweile bekannt ist? Sind es die diesmal selbst geschriebenen Lieder? Oder ist da tatsächlich eine gewisse Lustlosigkeit zu hören? Letzteres ist bei einer Musik, die wegen ihrer relativ einfachen Strukturen voll auf Engagement und Herzblut setzen muss, natürlich vollkommen fehl am Platz. Auch die Stücke am Ende der LP können den unentschlossenen Eindruck nicht mehr revidieren: nochmal Ska, noch mehr Blues. Am Ende wieder ein viel zu langes und auf ein häufig gehörtes Schema setzendes Instrumental. Der Klangkörper von einst ist noch da, aber die Seele fehlt leider. Bestimmt hört man "Smoking in Heaven" gern am Tresen oder im Beachclub, nebenbei, während man sich ein kühles Getränk gönnt. So allerdings verkommt diese Musik zum bloßen Gebrauchsgegenstand - und das wäre angesichts der unbestrittenen Qualitäten der Drei nicht nötig gewesen.

Ebenfalls neu auf Vinyl:

Ebenfalls auf Retro setzen The Sweet Vandals auf "So clear". Hier dominieren Anleihen aus Soul und Funk. "Dirty Club Sound" nennt das die Band. Qualitativ reihen sich die Vandals dort ein, wo die meisten der aktuell so erfolgreichen Retrosoul-Musiker stehen. Wichtiger als Originalität ist der Wiedererkennungswert. Das macht eine Zeitlang Spaß, hinterlässt aber auch die Sehnsucht nach Echtem.

Obwohl er mit seiner Blues-Country-Mischung auch auf alte Zeiten verweist, kann man die Musik von Seasick Steve durchaus als echt bezeichnen. Das liegt daran, dass er ein Typ ist, der nicht nur auf Bekanntes setzt und den Hörgewohnheiten des Publikums hinterher rennt. Auf "You can’t teach an old dog new tricks" dominieren neben einigen sanften Balladen vor allem schwere Bluesriffs, die aus der Mitte der USA herausklingen. Kein Wunder, dass dabei John Paul Jones seine Finger mit im Spiel hatte.

Jessica6 stammen aus dem Umfeld von Hercules and Love Affair. Wie zu erwarten, liefert die LP "See the Light" tanztaugliche Musik, die mit hohem Aufwand produziert wurde. 80er treffen mit großer Geste auf Elektrobeats und Tribalrhythmen.

Martin Väterlein

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