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Konzertkritik: The Woodentops im Lido

Es rattert und knattert, schnell und laut: Was manche der jungen Bands heute machen, haben sie vor fünfzehn Jahren besser gekonnt, sagen die Woodentops - und sind wieder da.

"Das letzte Mal, als wir in Berlin gespielt haben, hat die Mauer noch gestanden", sagt Rolo McGinty, der kleine hibbelige Frontmann der Woodentops. Das ist lange her. Damals, in den Achtzigern, als die Londoner Band als große "Indie-Pop-Hoffnung" galt, basierten ihre rappeligen Songs hauptsächlich auf akustischen Instrumenten - Gitarren, Akkordeon, Trompete, Marimbas, Geige - mit denen sie alle möglichen musikalischen Stilrichtungen ineinander quirlten: Pop, Folk, Punk, Rockabilly, Reggae. Und schließlich auch ein bisschen Electronic. Anfang der Neunziger, nach ein paar Hits und zwei regulär erschienen Studioalben, löste sich die einst gefeierte Gruppe auf und geriet in Vergessenheit. Irgendwann müssen sie sich dann allerdings gedacht haben: Was manche dieser jungen Bands heute so machen, haben wir doch schon vor fünfzehn Jahren besser gekonnt. Und sie beschlossen, wieder aufzutreten.

Im spärlich besuchten Lido machen sie ordentlich Dampf. Mit rasend schnellem Gitarrengeschraddel, beckenlos vorwärts hämmerndem Schlagzeug, gelenkig hüpfenden Bassläufen und einer quäkende Quietscheorgel bringen sie die wenigen, aber umso enthusiastischeren Fans zum Tanzen. "Move Me". "Why Why Why". "Well Well Well".

Manchmal klingt es nach "Talking Heads", ein bisschen monoton, dann wieder wild wie Iggy Pop, eine rasende Polka, Calypso-Rhythmen, Rockabilly-Beat, Flamenco-Anklänge. Das hört sich nach abwechslungsreicher Vielfalt an und tönt doch seltsam gleichförmig. Fast jeden Song beginnt McGinty auf seiner Elektroakustikgitarre mit seinem typischen, rasanten Rhythmusschrabbeln, bevor die Band einsetzt und sein nervös überdrehter Gesang. Es rattert und knattert, schnell und laut. Und Simon Mawby erweist sich mit seiner roten Gretsch als unaufdringlich einfallsreicher Gitarrist mit außergewöhnlichen Sounds: Feedback, Gequietsche, Geheble am Tremolo-Arm und schönen Surf-Soli. Bis McGinty nach etwas über einer Stunde von der Bühne springt, um sich von einzelnen Fans per Handschlag zu verabschieden. Was viele jüngere Bands können, können die Woodentops allemal.

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