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Konzertvorschau: Mando Diao: Schweden-Schnuckel

Mando Diao aus Schweden garantieren Songs mit Ohrwurmqualität. Leider ist ihr Auftritt am Donnerstag in der Columbiahalle seit Wochen ausverkauft.

Es gibt diese Träume, in denen man für alle Probleme der Menschheit eine geniale Lösung findet. Leider hat man die Weltformel am nächsten Morgen garantiert vergessen. Vielleicht muss man die Sache etwas kleiner angehen: Vor gut zehn Jahren hatte Björn Dixgård einen Traum, in dem ihm ein unbekannter Mann die Worte „Mando Diao“ entgegenschrie. Dieser nächtliche Imperativ hat den schwedischen Sänger und Gitarristen so beeindruckt, dass er seine Kumpels überredete, ihre ebenso unbekannte wie erfolglose Band umzubenennen. Nun lässt sich nicht ausschließen, dass auch eine Rockgruppe namens „Butler“ – so hießen Mando Diao früher – hätte reüssieren können, zumindest mit so guten Songs, wie sie Dixgård und sein Co-Sänger und -Gitarrist Gustaf Norén für ihre umgetaufte Band geschrieben haben. Aber cooler klingt Mando Diao auf jeden Fall. Und es hört sich auch unschwedisch genug an, um die Herkunft aus dem Provinznest Borlänge gleich dreimal so geheimnisvoll wirken zu lassen.

Mando Diao haben also, Traum sei Dank, in der Frühphase ihrer Karriere einiges richtig gemacht. Aber das erklärt nur zum Teil ihren vor allem in Deutschland sagenhaften Erfolg, der sie bei ihren regelmäßigen Berlin-Konzerten fast jedes Mal in einer größeren Location antreten lässt. So kann man den seit Wochen ausverkauften Auftritt am Donnerstag in der Columbiahalle fast als Aufwärmübung bezeichnen, schließlich bespielen die Überflieger im Herbst die mehr als doppelt so große Arena.

Mit ihrer Bühnenpräsenz und Spielfreudigkeit verwandeln Mando Diao jeden Auftritt in eine tumultuöse Konzertparty. Das musikalische Rezept der Schweden ist nicht sonderlich originell, aber sehr clever: Mit der Unschuld der Nachgeborenen verschmelzen sie den Gitarrendrescher-Furor der Sixties-Ikonen The Who mit gefälligen, mal an Beatles, mal an Bowie erinnernden Melodien und mischen neuerdings auch Dancefloor-Glamour dazu: Die aktuelle Single „Dance with somebody“ besitzt nicht nur Mando-Diao-typische Ohrwurmqualität, sondern auch genügend Discogroove, um in jedem Club für Furore zu sorgen. Dass alle fünf Bandmitglieder dazu noch schnuckelig aussehen, sorgt gerade in Teenagerkreisen für zusätzliche Fanhysterie: Mando Diao sind längst ein Phänomen für die „Bravo“. Deren Leserinnen mussten im letzten Jahr ganz tapfer sein, sind doch Dixgård und Norén in den Hafen der Ehe eingelaufen.

Mando Diaos Erfolg in Deutschland ist umso bemerkenswerter, als sie in England bislang wenig gerissen haben. Während ihr fünftes Album „Give me Fire“ bei uns sofort an die Spitze der Verkaufshitparade schoss, herrscht im Mutterland aller Retro-Gitarrenrocker Funkstille. Man könnte mutmaßen, dass die Briten mit Modellen wie Franz Ferdinand, Kaiser Chiefs oder Arctic Monkeys hinreichend versorgt sind, müsste dann aber erklären, warum die auch nicht ganz anders klingenden Ami- Rocker Kings Of Leon dort ihre größten Erfolge feiern. Vielleicht verfolgen Mando Diao ja eine Strategie der sukzessiven Erschließung neuer Märkte, wofür auch das bandseitig unterschiedliche Engagement bei Tourneen und Promoterminen sprechen würde. Immerhin haben sie Teile von „Give me Fire“ in den USA produziert. Falls ihnen dort oder im Vereinten Königreich der Durchbruch gelingt, rücken Mando Diao in den schwedischen Pop-Olymp neben Agnetha, Benny, Björn und Anni-Frid auf. Donnerstag, 20 Uhr, Columbiahalle, ausverkauft

Jörg W, er

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