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© promo

Konzertvorschau: Peaches: Enterhaken mit Sahne

Den Brachialstil verfeinert: Peaches tritt am Samstagabend im Astra auf.

Lange spielte Peaches im Umfeld ihrer Freunde und Kollegen Gonzales, Feist, Mocky & Co., die wie sie um die Jahrtausendwende aus Toronto nach Berlin gekommen waren, die provokative Skandalnudel. Mit deutlich überzeichneter Attitüde hinterfragte sie die affirmierenden Geschlechterbeziehungen in der zeitgenössischen Popmusik: Als Rampensau mit Riesendildo oder vollbärtige „Fatherfuckerin“ war Peaches immer für ein paar Irritationen gut. Die strukturelle Missverständlichkeit ihrer oft als Porno-Pop fehlbezeichneten Songs mit assoziationsträchtigen Titeln wie „Fuck the Pain away“, „Slippery Dicks“, „Hit it hard“ oder „Lovertits“ war dabei Teil der Verunsicherungsstrategie.

Die Musik dazu war harter, tanzbarer, gelegentlich monotoner Elektroclash, der als wichtigstes Pop-Genre der letzten Jahre von Peaches entscheidend mitgeprägt wurde. Vielleicht war es das Unbehagen darüber, dass Künstler wie Justice, Ting Tings oder MGMT mit ähnlichen Klängen richtig abgesahnt haben, jedenfalls scheint die 40-Jährige auf ihrem vierten Album „I feel Cream“ mit diesem Kapitel abzuschließen. Oder besser gesagt hat sie ihren brachialen Personalstil mithilfe von Fachpersonal wie Digitalism, Simian Mobile Disco und dem unvermeidlichen Gonzales so weit verfeinert, dass er plötzlich hitparadentauglich wird. So werfen Titel wie „Serpentine“ oder „Talk to me“ bei aller roh belassenen Energie doch Enterhaken in Richtung R’n’B aus, dessen Millionen-Dollar-Sounds ja auch seit geraumer Zeit immer schmutziger und kaputter klingen wollen. Peaches als Trojanisches Pferd in den US-Charts, das wäre doch mal was!

Astra Kulturhaus, Sa 9.5., 21 Uhr, 20 € + VVK

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Jörg W, er

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