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Sonic Youth

© Universal

Sonic Youth: Die Lärmgeborenen

Sonic Youth kommt am 27. Juni nach Berlin - und führen ihr Album "Daydream Nation" komplett auf.

Man soll aufhören, wenn’s am schönsten ist. Für die Popgeschichte ist es ein Glücksfall, dass sich nur die wenigsten ihrer Protagonisten an diese fragwürdige Redensart halten. Sonic Youth hätten dann 1988 die Notbremse ziehen müssen, als sie ihre großartigste Platte veröffentlichten. Für lebenslangen Ikonenstatus hätte das gereicht: „Daydream Nation“ war ein monolithisches Manifest, das den brachialen Nervensägenlärm der vier New Yorker in ein endgültiges, zukunftsweisendes Gitarrenrock-Format verwandelte und mit „Teenage Riot“ die erste Hymne einer neuen Jugendbewegung abwarf. Wäre ein prima Abgang gewesen. Aber was hätte man alles verpasst: Die fabelhaften Folgealben „Goo“ und „Dirty“, auf denen Sonic Youth als lässigste Band des Planeten ihren Klassikerstatus zementierten. Ihre Protektion für die blutjungen Nirvana, mit der sie den Newcomern den Aufstieg in den Pop-Olymp ebneten. Die wilde Experimentierfreudigkeit der Neunziger und die wieder gefundene Souveränität der letzten Jahre. Und natürlich eine der besten Live-Bands überhaupt, die wie kaum eine andere Formstrenge und Klanganarchie, Coolness und Leidenschaft zu verbinden weiß. Jetzt überraschen Sonic Youth mit dem Vorhaben, „Daydream Nation“ komplett aufzuführen. Die in letzter Zeit häufiger anzutreffende Praxis der Neuinterpretation eigener Werke – siehe etwa Brian Wilson, The Cure oder Lou Reed – erweitert das Konzertspektrum der Popmusik um eine historisch-kritische Spielart, die nicht nur Nostalgiker interessieren könnte. Bei Sonic Youth sollte man auch knapp 20 Jahre später auf keinen Fall die Ohrstöpsel vergessen. Jörg Wunder

Columbiahalle, Mi 27.6., 20 Uhr, 33 € + VVK DL793

Jörg W, er

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