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Solomon Burke ist gestorben.

© dpa

Soul-Legende: Solomon Burke: Tiefe, Seele, Leidenschaft

Er liebte die Bühne und vor allem sein Publikum aller Altersklassen. Mit seiner hinreißenden Mischung aus Gospel, Blues, Country und Soul zeigte der alte Mann immer wieder, was wahre Leidenschaft ist. Nun ist der große Soul-Sänger Solomon Burke gestorben.

Solomon Burke war ein riesiger, schwerer Mann. Als er vor ein paar Jahren als Überraschungsgast der Rolling Stones mit einem großen Stock lässig tanzend auf die Bühne schnaufte und mit Mick Jagger seinen großen sechziger Jahre-Song „Everybody Needs Somebody To Love“ sang, bebten nicht nur die Bretter des Podiums und Burkes gewaltige Stimmbänder. Da bebte das Auditorium. Doch das war eigentlich immer so, wenn der King of Rock & Soul irgendwo auftrat. Burke, einer der größten Soul-Sänger neben Ray Charles, Sam Cooke und Otis Redding, liebte die Bühne und vor allem sein Publikum aller Altersklassen, das seit seinem grandiosen Comeback mit dem umwerfenden Album „Don't Give Up On Me“ wieder massenhaft in seine Konzerte strömte. Und so war er in den letzten Jahren wieder ständig auf Tournee.

Seine Stimme sei ein Geschenk von Gott, betonte der tief religiöse Mensch immer wieder, und es mache ihm einfach Freude, andere Menschen damit zu erreichen und in ihren Gefühlen zu bewegen. Und mit seiner hinreißenden Mischung aus Gospel, Blues, Country und Soul, einem zu Tränen rührenden Timbre und Phrasing zeigte der alte Mann immer wieder, was wahre Leidenschaft, Tiefe und Seele ist. Und ließ die neuere Musik, die als „Soul“ oder „R&B“ bezeichnet wird, als Plastikmüll erscheinen.

Seit einigen Jahren schon ließ Burke sich mit einem Rollstuhl auf die Bühne hieven und dort auf einen monströsen Thron setzen. Der aber bebte und vibrierte gleich wieder heftig, wenn Burke loslegte, mit erlesenen Songs von Van Morrison, Bob Dylan, Sam Cooke, Otis Redding, Ben E. King, Little Richard und seinen eigenen Klassikern wie „Cry To Me“, „Tonight’s The Night“, „Just Out Of Reach“, „If You Need Me“ und eben jenem knalligen "Everybody Needs Somebody To Love". Und immer wieder flocht der „Bishop of Soul“ in die Songs kleine herzerwärmende Predigten ein.

Der legendäre Atlantic-Produzent Jerry Wexler, der Burke später den „größten Soul-Sänger aller Zeiten“ nannte, wollte ihn Anfang der Sechziger schnell wieder loswerden. Und ließ ihn einen Country-Song aufnehmen, obwohl das Label ausschließlich auf R&B spezialisiert war. Amüsiert erzählte Burke später: „Also ging ich ins Studio, um ,Just Out Of Reach’ aufzunehmen. An einer Stelle fing ich an zu sprechen. Und Jerry Wexler brüllte: ,Du sollst singen und nicht sprechen!’ Da ging der Atlantic-Chef Ahmet Ertegun dazwischen und sagte: ,Hey Mann, wenn der Mann predigen will, lass ihn predigen, Mann, das ist klasse, lass uns weitermachen!’.“ Der Rest ist Geschichte.

Am Sonntag starb der 70-jährige Solomon Burke, Vater von 21 Kindern, nach einem Flug von Los Angeles bei der Ankunft in Amsterdam, wo er am Dienstag ein Konzert geben wollte. H.P. Daniels

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