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Soundcheck: CD-Neuerscheinungen von Neu!, Flying Lotus, The National und Foals

Jeden Freitag zwischen 21 und 23 Uhr reden vier Popkritiker auf Radioeins über ihre CDs der Woche. Diesmal: Neu!, Flying Lotus, The National und Foals.

KRAUTROCK Neu! ’86 (Grönland)

Neu! waren schon 1972 so sehr achtziger Jahre, dass ihr – seinerzeit nie veröffentlichtes – viertes und letztes Album, mit den Ohren von damals gehört, gar nicht mehr so sehr zukunftsweisend klingt. Die Titel heißen im Zeitgeist der New- Wave-Ära „Däncing“, „Drive (Grundfunken)“ oder „La Bomba (Stop Apartheid World- Wide!)“. Heute aber, wo ja nun stets alles recycelt wird, passt diese 25 Jahre alte Musik erschreckend genau in den Sound von 2010.

Andreas Müller, Moderator

ELECTRO Flying Lotus Cosmogramma (Warp)

Für manche ist er der „Hendrix seiner Generation“, für andere bloß ein Computernerd. Der Kalifornier Steven Ellision aka Flying Lotus lässt es piepsen, frickeln, vibrieren, knarzen, grooven. In großem Stil, mit großen Namen: Radiohead-Sänger Thom Yorke war dabei und Mr. Lotus’ Cousin Ravi Coltrane. Ein Experimental-Electro-Album mit düsterer Dramaturgie, aus dem eine steife Brise Jazz-Attitude herausweht.

Jenni Zylka, Autorin und Musikerin

ROCK The National High Violet (4AD)

So klingt es, wenn Mann sich in eine Frau namens Sorrow verliebt, im Regen durch die Schluchten New Yorks läuft und der Blitz einschlägt: Matt Berninger hat den Bariton für diese Geschichten. Er knurrt sich durch’s wunderbar melodische Gitarrendickicht seiner bärtigen Kollegen. Lässt sich vom Druck des Schlagzeugs treiben und von Chören umgarnen. Das fünfte Album der in Ohio gegründeten Band: tatsächlich dunkelviolett.

Steen Lorenzen, Radio Eins

ROCK Foals Total Life Forever (Warner)

Die Musik der Band aus Oxford wurde als „Math Rock“ bezeichnet, weil sie schön nerdig und komplex ist. Das umjubelte Debüt „Antidotes“ fusionierte Britrock, Afrobeat und Minimal Music. „Total Life Forever“ klingt weniger versponnen. Sänger Yannis Philippakis wehklagt über Stimmen in seinem Kopf, und die Stücke werden immer elegischer und länger. Melancholie + Ohrwürmer = Stadionrock. Die Gleichung könnte aufgehen.

Christian Schröder, Tagesspiegel

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